Beerbaum verzichtet auf Olympia
Nach 15 Strafpunkten mit der Stute Gotha im Eröffnungsspringen brach der viermalige Olympiasieger die Qualifikation beim CHIO in Aachen ab. Weiterhin offen ist, ob Matthias Alexander Rath, Reiter des Dressurpferdes Totilas, rechtzeitig gesund wird.
AACHEN Katarina Witt hatte mal wieder ihr schönstes Lächeln aufgelegt. „Echt cool“fand die zweimalige Eiskunstlauf-Olympiasiegerin das, „erstmals bei einem großen Reitturnier zu sein“. Ihren Respekt vor den Pferden konnte sie dabei jedoch nicht verbergen, die in Scharen in der Aachener Soers um sie herumstanden, -trabten und -galoppierten. ,,Beeindruckend“, fand sie das aber trotzdem. Witt stand auf der Protokoll-Liste des CHIO in Aachen hinter Schauspieler Sir Christopher Lee ganz oben, das am Abend mit einem rauschenden Fest vor 37 500 Zuschauern eröffnet wurde. Dabei rissen die 200 SambaTänzer mit ihren karnevalistischen Kostümen aus der Partner-Stadt Rio de Janeiro die Besucher mit. Ebenso glamourös, wie es die Prominenten anschließend auf der Media Night zelebrierten. Längst ist der CHIO zu einem gesellschaftlichen Ereignis geworden.
Dem feierlichen Auftakt folgt bis zum Sonntag großer Sport. Der CHIO ist für Reiter und Pferde die Generalprobe für die Olympischen Spiele (ab 27. Juli). Nach der letzten Sichtung werden die Tickets für London vergeben, um die sich Ludger Beerbaum aber keine Hoffnung mehr macht. Der Traum des 48Jährigen von der siebten OlympiaTeilnahme platzte bereits am zweiten Hindernis des ersten Springens. Der viermalige Olympiasieger brach die Qualifikation für London ab. 15 Strafpunkte im Eröffnungsspringen zeigten dem Routinier an, dass seine Stute Gotha nicht in der nötigen Verfassung ist. Ein zweites Toppferd hat er nicht. „Die Enttäuschung ist aber nicht ganz so groß, weil es sich schon vorher abzeich- nete“, sagte Beerbaum. Der Routinier gab sich zugleich kämpferisch und kündigte einen erneuten Versuch in vier Jahren an: ,,Rio ist jetzt das Ziel, die siebten Spiele will ich schon machen.“
Vor dem Riesenbecker hatte schon Mannschaftsweltmeister Carsten-Otto Nagel freiwillig auf London verzichtet, da seine Stute Corradina nach einer langwierigen Zahnerkrankung nicht rechtzeitig fit wurde. „Das ist sehr bitter für uns und eine klare Schwächung“, sagte Bundestrainer Otto Becker nach dem zweiten prominenten Ausfall.
Als erster großer Sieger ließ sich gestern Roger Yves Bost feiern. Der 46-jährige Franzose siegte im Sattel von Vivaldo mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt in 62,31 Sekunden vor dem Brasilianer Rodrigo Pessoa mit Palouchin (0/64,03). Bester Deutscher war Marco Kutscher aus Riesenbeck, der mit Cornet’s Cristallo (0/66,42) auf Platz drei kam.
Kutscher zählt zu den aussichtsreichen Kandidaten für die Teilnahme an den Olympischen Spielen und ist einer von fünf Reitern, die Bundestrainer Becker für den morgigen Nationenpreis nominiert hat. Dazu zählen die Team-Weltmeister Janne-Friederike Meyer (Schenefeld) und Marcus Ehning (Borken), der frühere Europameister Christian Ahlmann (Marl) sowie Youngster Philipp Weishaupt (Riesenbeck).
Nicht minder bewegende Zeiten durchlebt die deutsche Dressur. Totilas’ Reiter Matthias Alexander Rath bereiten Sorgen. Beide galten in Aachen als Sieganwärter und in London als Medaillenanwärter, doch nach der Erkrankung des Reiters, bei dem Mitte Juni Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert wurde, steht nun ein großes Fragezeichen hinter der Teilnahme. Bis Sonntag will der Dressurausschuss eine Entscheidung gefällt haben. Sollte Rath nicht dabei sein, würde das die Teilnahme-Chancen von Isabell Werth (Rheinberg) erhöhen.
FOTOS: DPA Die ehemalige Eiskunstläuferin Katarina und Schauspieler Ralf