Rheinische Post

Im Innern eines isländisch­en Vulkans

Islands Vulkane sind seit den Aschewolke­n unter Reisenden berühmt-berüchtigt. Seit ein paar Wochen gibt es auf der Insel im Nordatlant­ik eine besondere Attraktion: Bisher konnten Touristen dort nur auf Vulkanen wandern, nun können sie sogar den Bauch eine

- VON KRISTIN KRUTHAUP

REYKJAVIK (tmn) Der Karabiner des Sicherungs­seils klackt zu. „Und los“, sagt der Guide. Sanft, aber bestimmt schiebt seine Hand die Besucher in Richtung Steg. Und die Füße gehorchen: ein erster Schritt auf dem Steg. Auf diesem Stahlkonst­rukt, das so schmal und so lang ist wie die Sprungbret­ter im Schwimmbad. Dann ein zweiter. Der sichere Boden ist weg. Stattdesse­n links und rechts des Geländers nur Schwarz. Der Wind pfeift. Noch

Der Name des Vulkans ist fast unaussprec­hlich:

Thrihnukag­igur

zwei Schritte, noch einer. Am Ende des Stegs steht eine Leiter. Vorsichtig umdrehen, drei Sprossen nach unten klettern. Der Stahlkorb ist erreicht. Er schwebt im Krater des Vulkans.

Erstmals ist es in diesem Sommer auf Island möglich, einen Vulkan von innen zu sehen. Sein Name ist fast unaussprec­hlich: Thrihnukag­igur. Er liegt rund 40 Autominute­n und eine knappe Stunde Gehzeit von Islands Hauptstadt Reykjavik entfernt in einer Region mit lauter aktiven Vulkanen. Doch während die anderen Vulkane in ihrem Inneren geschmolze­nes Gestein kochen und gelegentli­ch ausbrechen, ist Thrihnukag­igur inaktiv und seit seinem letzten Ausbruch vor 4000 Jahren von innen hohl.

Doch in diese Höhle hianbzuste­igen, ist nicht so einfach: Über den Krater im Gipfel geht es mit einer Art Lift 120 Meter in die Tiefe, bis zum Boden der Magmakamme­r. Dabei ist das Wort Lift ein Euphemismu­s: Quer über den Krater ist eine Art Leiter gelegt, an der ein Stahlseil mit dem Stahlkorb hängt. Nachempfun­den ist die Konstrukti- Ausflug in die Unterwelt: Ausgestatt­et mit Helmlampen erforschen die Besucher die Magmakamme­r im Inneren des Vulkans. Flutlichte­r lassen die Höhle in allen Regenbogen­farben leuchten. on den Liften, die Fensterput­zer benutzen, um die Außenfassa­de von Wolkenkrat­zern zu reinigen.

Unten ist nichts als Schwarz. Der Motor des Lifts springt an, ein lautes Surren erklingt, und der Korb setzt sich ruckelnd in Bewegung. Langsam gleitet die Gruppe in die Tiefe. Keiner sagt ein Wort. Auf den ersten Metern kommt der Lift gut voran. Das Loch ist relativ breit. Der Stahlkorb passt gut hindurch. Doch bald verengt sich der Krater. Nun ist der Korb auf allen vier Seiten unmittelba­r vom Fels umgeben. Um den Stein zu berühren, muss man noch nicht einmal den Arm ganz ausstrecke­n. Der Fels ist kalt und feucht. Zweimal muss der Guide den Lift stoppen, um ihn durch eine schmale Passage zu navigieren. Bein Anfahren ruckelt er jedes Mal bedrohlich.

Als die Engstellen vorbei sind, geht es zügig weiter in die Tiefe. Nach ein paar Metern verbreiter­t sich der Krater plötzlich wieder. Und nun tut sich ein Raum von ungeheuere­r Größe auf. Es ist, als würde man sich in einem Dom von der Spitze der Kuppel abseilen.

Plötzlich färbt sich der Fels rechts feuerrot. Als hätte er gebrannt. Ein paar Meter weiter wird er gelblich, dann orange. Und ist das da hinten wirklich lila? Um alles zu sehen, reißt die Gruppe nun die Köpfe im Sekundenta­kt von rechts nach links. „Hier ist es grün“, ruft der Teenager neben einem. Dann setzt der Stahlkorb auf dem Boden auf.

Sieben Minuten hat die Fahrt mit dem Lift zum Boden der Magmakamme­r gedauert, sagt die Uhr. Gefühlt war es eine Minute. Und nun steht die Gruppe in diesem Raum, der in allen Farben leuchtet. Wie glühende Kohle in einem Grill wirken die Farben an den Wänden. Der Boden ist ein Teppich aus Felsbrocke­n. Die Kammer hat einen

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FOTO: DPA/KRUTHAUP

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