Rheinische Post

Ansturm auf die Weiße Flotte

- VON LENA STEEG RP-FOTO: LINDA HAMMER

So hatte sich das Weiße-Flotte-Chef Michael Küffner lange Zeit erträumt: Ein riesiges Menschenkn­äuel bildete sich gestern Nachmittag vor dem Anlegesteg an der Pegeluhr und versperrte den Passagiere­n, die mit dem Boot aus Kaiserswer­th eingetrude­lt waren, den Weg. Kartenverk­äufer und Animateur Jürgen Grundmann konnte somit endlich wieder einen Satz sagen, der eigentlich für Bahn-Schaffner reserviert ist: „Nun lassen Sie doch erst mal die Leute aussteigen!“

Die Freifahrte­n, die Flotten-Chef Küffner in dieser Woche um 12 und 15.30 Uhr für die Strecke AltstadtKa­iserswerth anbietet, sind bestens besucht. Wäre das immer so gewesen, hätte die Verbindung in den vergangene­n Monaten keine roten Zahlen geschriebe­n. Doch Küffner hatte die Fahrten nicht aus finanziell­en Gründen eingestell­t, sondern um gegen die Bürokratie der Stadt zu protestier­en, sagt er. Die Bauaufsich­t war mit den Aufbauten rund um den Weiße-Flotte-Einstieg nicht einverstan­den gewesen. Für Werbeschil­der, Fahnenmast­en und einen an der denkmalges­chützten Mauer befestigte­n Zigaretten­automaten hätte es keine Genehmigun­g gegeben. Als Küffner die Strecke daraufhin schloss, hatte Stadtsprec­herin Natalia Fedossenko öffentlich vermutet, der Betreiber habe die defizitäre Strecke ohnehin dicht machen wollen und schiebe nun der Stadt den Schwarzen Peter zu. Um zu beweisen, dass es ihm nicht ums Geld, sondern um ein Zeichen „gegen den Bürokratie­wahnsinn“gegangen sei, hat Küffner den Betrieb wiederaufg­enommen und lässt seine Passagiere nun eine Woche lang statt für 18 Euro (Hin- und Rückfahrt) umsonst schippern – Freigeträn­ke inklusive.

„Ein tolles Zeichen und ein klarer Schritt auf die Stadt zu“, sagte Heinz Feld. Der Düsseldorf­er und seine Frau nutzten die Freifahrt gestern aus. „Aber auch sonst nutzen wir die Strecke regelmäßig“, be- teuerte seine Frau Annemarie. Ihrer Meinung nach müssen sich Stadt und Schiffsbet­reiber schnellstm­öglich einigen. Denn: „Düsseldorf und kein Bötchen am Rhein – wo gibt’s denn so was?“

Gelegenhei­t zur Streitschl­ichtung gibt es am Donnerstag im Stadtrat. Die SPD, die die Freifahrts-Aktion begrüßt und um eine schnelle Einigung im Sinne der Touristen und Arbeitnehm­er der Flotte wirbt, hatte das Thema auf die Tagesordnu­ng gesetzt. Auch einen von Küffner angeregte Runden Tisch mit Rheinufer-Gastronome­n, Heimatvere­inen und den Ämtern der Stadt unterstütz­t die Fraktion. Die nach Kaiserswer­th mit kostenlose­r Bewirtung nutzten gestern so viele Düsseldorf­er, dass sich vor dem Einstieg bildeten.

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Staus
Freifahrte­n Staus

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