Rheinische Post

„Feste Quote für Sozialwohn­ungen“

INTERVIEW Hartmut Miksch, Präsident der Architekte­nkammer NRW, spricht über den Mangel an bezahlbare­m Wohnraum in Düsseldorf, über mögliche Lösungen und darüber, dass die Mittelschi­cht durch hohe Mietpreise aus der Landeshaup­tstadt verdrängt wird.

- RP-FOTO: ANDREAS BRETZ

Miksch Allgemein hat sich bei Diskussion­en unter Fachleuten herausgest­ellt, dass die so genannte Drittelreg­el die beste Faustforme­l ist. Das heißt, in jedem neuen Quartier wird ein Drittel geförderte­r Wohnraum geschaffen, ein Drittel privat finanziert­er Wohnraum und ein Drittel Eigentumsw­ohnungen. Miksch Eine solche Mischung führt definitiv nicht zu sozialen Brennpunkt­en. Auch nicht in Grafental. Sie müssen bedenken, wer die Be- Die Debatte um den richtigen Weg bei der Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum in Düsseldorf hält an. SPD-Chef Andreas Rimkus hatte im RP-Interview gefordert, nach dem Vorbild Münchens eine feste Quote von sozialem Wohnungsba­u bei Neubauvorh­aben festzuschr­eiben. Gleichzeit­ig hatte er kritisiert, dass im neuen Quartier Grafental nur 35 von 1000 Wohnungen gefördert sind. CDU und FDP hatten dies empört zurückgewi­esen. CDU-Bürgermeis­ter Friedrich Conzen hatte im Fall Grafental eingewandt, ein höherer Anteil an Sozialwohn­ungen könne zu einem sozialen Brennpunkt führen. FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus hatte gesagt, er finde es unproblema­tisch, wenn Zuzügler nach Erkrath oder Monheim zögen. Jetzt äußert sich Hartmut Miksch, Präsident der Architekte­nkammer, zu dem kontrovers­en Thema.

Herr Miksch, 3,5 Prozent der Neubauwohn­ungen in Grafental sind sozialer Wohnungsba­u. Ist diese Zahl hoch genug? Das sind relativ betrachtet aber fast zehnmal so viele Sozialwohn­ungen wie im gerade entstehend­en Grafental, die CDU warnt vor sozialen Brennpunkt­en.

nicht vergessen, dass wir durch eine solche Politik ganze Berufsgrup­pen aus Düsseldorf verdrängen.

Sie werden ja nicht verdrängt, sie werden lediglich zu Pendlern.

Miksch Das genau ist ja das Problem. Düsseldorf erstickt schon jetzt fast am Verkehrsin­farkt. Hunderttau­sende pendeln morgens aus dem Umland in die Landeshaup­tstadt und abends zurück. Das führt über kurz oder lang zum Verkehrsin­farkt. Auf bezahlbare Wohnungen in Ratingen zu verweisen ist einfach kein Weg. Außerdem macht eine Siedlung ausschließ­lich bestehend aus den oberen Zehntausen­den auch keine spannende Stadt aus.

Was halten sie von der Art, wie die Stadt München das Problem angeht?

Miksch Die Münchner Lösung ist absolut vorbildhaf­t. Dort gibt es eine Quotenrege­lung bereits seit einigen Jahren. Wenn ein Investor dort Wohnungen bauen will, müssen 30 Prozent davon geförderte­r Wohnraum mit niedrigere­n Mieten sein. Ich sehe überhaupt keine andere Lösung für dieses Problem. Die Düsseldorf­er Politik sollte sich das Münchner Modell einmal genau anschauen.

Was ist mit den Kosten?

Miksch Das Münchner Quotenmode­ll verlagert ja die Kosten auf die Investoren nach dem Motto: ,Wer hier Geld verdienen will, muss auch preiswerte­n Wohnraum auf eigene Rechnung schaffen’. Außerdem wird in Düsseldorf unterschät­zt, wie hoch die Kosten werden, wenn sich viele ärmere Senioren keine Wohnungen hier mehr leisten können. Dann muss die Stadt zahlen.

Thorsten Breitkopf führte das Gespräch

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Hartmut Miksch, Präsident der Architekte­nkammer NRW: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir durch fehlende preiswerte Wohnungen ganze Berufsgrup­pen aus Düsseldorf verdrängen.“

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