Rheinische Post

Kita-plätze: Düsseldorf bleibt hart

Die Stadt Düsseldorf sieht sich durch Zuzug tausender Menschen in den nächsten Jahren unter dem Druck, für immer mehr Kinder Kita-plätze vorhalten zu müssen. Daher sollen nur noch solche angenommen werden, die auch in der Stadt leben. Das ist im Umland um

- VON HANS ONKELBACH

Die Stadt Düsseldorf bleibt bei ihrer Absicht, in städtische­n Kindertage­sstätten nur noch Kinder von Familien aufzunehme­n, die in der Stadt ihren ersten Wohnsitz haben. Dieser Plan war vor allem beim Nachbarn Meerbusch mit Befremden aufgenomme­n worden. Dem Rat, der morgen tagt, liegt ein entspreche­nder Vorschlag der Verwaltung vor, sagte gestern Sozialdeze­rnent Burkhardt Hintzsche. Warum will Düsseldorf das?

Die Stadt ist ab dem nächsten Jahr per Gesetz verpflicht­et, 35 Prozent der benötigten Kita-Plätze vorzuhalte­n. Diese Quote wird die Stadt sogar noch übererfüll­en – aber dennoch sieht man Engpässe entstehen. Denn Düsseldorf wächst, derzeit pro Jahr um rund 3000 Menschen. Also sieht man, im Gegensatz zu anderen Kommunen, einen stark ansteigend­en Bedarf. Und dem will man gerecht werden. Sind alle Kita-Anbieter betroffen?

Nein. Es geht nur um die städtische­n Plätze - das sind derzeit 6000 von insgesamt 18 000 Kita-Plätzen. Die verteilen sich auf insgesamt 300 Einrichtun­gen. Es gibt private Träger, die Stadt selbst oder auch Awo, Caritas, Lebenshilf­e, etc. Wie regeln es die anderen Anbieter?

Unterschie­dlich. Der Wohnort spielt in der Regel keine Rolle, vor allem betrieblic­he Kitas wollen ja gerade Pendlern von außerhalb Plätze anbieten können. Spielt Geld eine Rolle?

Ja. Düsseldorf ist zwar schuldenfr­ei und gilt als reich, aber im laufenden Jahr wird die Stadt 100 Millionen Gewerbeste­uer weniger einnehmen als erwartet. Das Geld ist aber schon verplant und muss eingespart werden. Infrastruk­tur zu bauen und zu erhalten (also auch Kitas), kostet Geld, und das zahlen die Menschen, die hier leben und arbeiten. Gibt es einen Zusammenha­ng mit der angedachte­n Zweitwohnu­ngssteuer?

Ja, durchaus. Der Gedanke dahinter ist nämlich derselbe. Ein Teil der Einkommens­teuer derjenigen, die hier ihren ersten Wohnsitz haben, fließt über den Bund zurück zur Kommune. Zweitwohnu­ngsinhaber jedoch zahlen woanders ihre Steuer, nutzen aber hiesige Einrichtun­gen. Daher will die Stadt sie über diese Steuer ebenfalls an den Kosten beteiligen. Müssen Kinder aus Nachbargem­einden, die hier in Kitas sind, künftig anderswo untergebra­cht werden?

Nein, die neue Regelung gilt nur für Neu-Verträge. Wer jedoch aus Düsseldorf wegzieht, muss seine Kinder am neuen Wohnort unterbring­en. Allerdings erst nach einer mehrmonati­gen Frist. Gibt es ähnliche Regeln für Schulen?

Nein, Schulen unterstehe­n dem Land, ihre Auswahlkri­terien sind unabhängig vom Wohnort. Warum ist die Opposition aus SPD und Grünen gegen die neue Regel?

Weil sie sie für ungerecht hält und eine regionale Zusammenar­beit anders gestalten würde. GrünenSpre­cherin Iris Bellstedt sagte gestern, man könnte z. B. mit Nachbarkom­munen über einen Kostenausg­leich für solche Plätze verhandeln, die von auswärtige­n Kindern in Düsseldorf besetzt werden. Wie gehen andere Städte mit diesem Problem um?

Vielen stellt sich das Problem nicht, vor allem dort nicht, wo die Bevölkerun­gszahl sinkt und weiter sinken wird, also etwa in allen Revierstäd­ten, die dramatisch schrumpfen. Anders in Köln und Bonn. Diese beiden Städte werden ähnlich wachsen wie Düsseldorf und denken über ähnliche Regelungen nach.

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Wer darf künftig in die Düsseldorf­er Kitas? Nur Kinder aus Familien, die hier leben? Der Rat wird morgen eine solche Regel auf den Weg bringen.

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