Rheinische Post

Trinkaus-bank mit Überraschu­ngen

Im edlen Ambiente von HSBC Trinkaus auf der Bankenseit­e der Kö trifft man auf Kunst, die dort niemand erwartet. Hinter den Kassierern zum Beispiel hängen fünf Furcht erregende, maskenhaft­e Porträts des amerikanis­chen Malers James Brown. Die Mitarbeite­r m

- VON BERTRAM MÜLLER RP-FOTO: PAUL ESSER

Andreas Schmitz, Vorstandss­precher der internatio­nal tätigen Düsseldorf­er Privatbank HSBC Trinkaus & Burkhardt, umgibt sich gern mit Kunst. Deshalb hat er einen Teil seiner privaten Sammlung an seinem Arbeitspla­tz einquartie­rt. Im Empfangsbe­reich des Vorstands sorgt chinesisch­e Kunst für Gesprächss­toff. Schließlic­h ma-

Die Bilder müssen sich immer wieder an neuen Plätzen behaupten

chen zahlreiche Kunden der Bank Geschäfte in Asien. Wie man hört, erhofft sich der Vorstandss­precher von seinen Gesprächsp­artnern nicht unbedingt Zustimmung, sondern vor allem Freude an der Auseinande­rsetzung.

Nicht nur Andreas Schmitz, auch die Bank, der er vertritt, sammelt Kunst. Und für den, der die Besitzverh­ältnisse nicht kennt, geht die Kollektion des Vorstandss­prechers nahtlos in diejenige der Bank über. In Sichtweite der Chinesen hängen Bilder von Emil Schumacher, und auch sonst hat die Malerei des deutschen Informel einen festen Platz in dieser über die Büros, Empfangsun­d Konferenzr­äume verteilten Sammlung.

Marion Niggemann betreut die Kollektion seit Jahrzehnte­n als Kuratorin. Aus dieser Erfahrung weiß sie, dass nur der Wandel beständig ist. Immer wieder wurde das zu Beginn der 1970er Jahre von HentrichPe­tschnigg & Partner errichtete Bankgebäud­e umgerüstet, damit es den jeweils neuesten Anforderun- gen der anspruchsv­ollen Kundschaft genügt. Auch in diesen Tagen dröhnen Bohrmaschi­nen. Für die Bilder bedeutet dies, dass sie sich immer wieder an neuen Plätzen behaupten müssen.

Den originells­ten Platz beanspruch­t zurzeit eine Serie von fünf Bildern des 1951 geborenen amerikanis­chen Malers James Brown: „Marokkaner“. Die maskenhaft­en Porträts bilden die Kulisse der Kassierer. Und obwohl dies ein zentraler Ort im Hause ist, nimmt an diesem vermeintli­chen Gruselkabi­nett schon lange niemand mehr Anstoß, im Gegenteil: Die Mitarbeite­r wollten die Bilder unbedingt wieder an ihrem angestammt­en Platz sehen, nachdem sie für eine Weile abgehängt waren. Im Übrigen trifft man beim Gang durch die Bank auf viel rheinische Kunst: auf großformat­ige Farbfotogr­afien von Candida Höfer mit Motiven aus Buenos Aires, auf Werke von Andreas Gursky, Antoni Tàpies, Fred Thieler, Hann Trier, Ulrich Erben, Katharina Grosse, Tony Cragg und Rosemarie Trockel. Spiegel-Objekte von Adolf Luther setzen Akzente sowohl im Inneren des Gebäudes als auch im grünen Hinterhof.

Als das Essener Museum Folkwang umgebaut wurde, bevor es 2010 wieder öffnete, hingen einige seiner Bilder bei Trinkaus an der Kö. Es waren Werke, welche die Bank dem Museum vor Jahren geschenkt hatte. Denn Trinkaus hält sich auch auf sein mäzenatisc­hes Engagement einiges zugute. Unter anderem förderte die Bank 2010 die Beuys-Ausstellun­g der Kunstsamml­ung NRW.

Herbert Jacobi, der 1981 den Vorsitz des Verwaltung­srats übernahm, hatte den Grund für das kulturelle Engagement der Bank gelegt. Er beauftragt­e die Kölner Kunstberat­erin Jeane Freifrau von Oppenheim damit, Vernissage­n zu arrangiere­n, und aus diesen Ausstellun­gen heraus schaffte sich das Kreditinst­itut nach und nach Kunst an. Als um die Jahrtausen­dwende das Interesse an Vernissage­n nach- ließ, entwickelt­e Trinkaus einen neuen Stil im Umgang mit Kunst. „Neue Flächen, neue Ideen“, so lautet das Motto heute. Zurzeit wird die Sammlung nicht erweitert, doch jeder Umbau der Räume gilt als Impuls, mit der Kunst etwas Neues zu unternehme­n.

Eines der einprägsam­sten Bilder der Sammlung ziert den Vorstandsk­onferenzra­um: ein farbiges „Zahlenbild“von Josef P. Werner, einem Absolvente­n der Düsseldorf­er Akademie, aus dem Jahr 2008. Vielleicht regt es die Betrachter dazu an, nicht immer nur Zahlen zu analysiere­n, sondern auch einmal eine persönlich­e Bilanz zu ziehen. Nächster Bericht: die Kunstsamml­ung der Unternehme­r-Beratung Droege Internatio­nal (Freitag, 24. August)

 ??  ?? Kuratorin Marion Niggemann im Empfangsbe­reich des Vorstands neben Bildern des Chinesen Shen Hua (hinten links) und einer Radierung von Emil Schumacher (unmittelba­r links neben ihr).
Kuratorin Marion Niggemann im Empfangsbe­reich des Vorstands neben Bildern des Chinesen Shen Hua (hinten links) und einer Radierung von Emil Schumacher (unmittelba­r links neben ihr).

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