Bayer Leverkusen verliert in letzter Minute beim VFL Wolfsburg
WOLFSBURG Bayer Leverkusen hat leichtfertig die große Chance vergeben, zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder einmal in drei Wettbewerben zu überwintern. Der Tabellenzweite der Bundesliga, dessen Gegner in der K.o.-Runde der Europa League heute Nachmittag ausgelost wird, verlor gestern im Achtelfinale des DFB-Pokals beim VfL Wolfsburg durch zwei Gegentreffer in der Schlussphase völlig unnötig mit 1:2 (1:0). „Das dämpft natürlich die gute Stimmung. Wir haben uns zu sehr auf dem 1:0 ausgeruht“, sagte Bayers Kapitän Simon Rolfes.
Beim VfL Wolfsburg wurde das Weiterkommen im Pokal bei aller Freude durch die nach wie vor offene Trainerfrage überlagert. Bernd Schuster soll neuerdings aussichtsreichster Kandidat sein, Interimscoach Lorenz-Günther Köstner womöglich schon in der Winterpause abzulösen. Schuster, der gemeinsam mit Wölfe-Manager Klaus Allofs Europameister 1980 war und mit VfL-Aufsichtsrats-Chef Javier Garcia Sanz bekannt ist, hatte in seiner aktuellen Rolle als TV-Experte gesagt, er sitze zu Hause und warte auf den Anruf eines Bundesligavereins. Laut „Bild-Zeitung“soll es bereits ein Gespräch zwischen ihm und Allofs gegeben haben. Letzterer blockte gestern vor Spielbeginn alle Fragen zum Trainerthema ab. Man lasse sich in dieser Angelegenheit nicht unter Druck setzen.
Leverkusen schien derweil seine Lehren aus der 1:3-Niederlage am 11. November in der Bundesliga an selber Stelle gezogen zu haben. Damals hatte Wolfsburgs Brasilianer Diego ein einseitiges Spiel gegen eine indiskutabel agierende Werkself mit zwei Treffern fast im Alleingang entschieden. In der Neuauflage nahm nun Bayers bissiger Japaner Hajime Hosogai Diego in schnöde Manndeckung und drängte den Strategen so oft in ungefährliche Zonen auf dem Feld ab. Das Privatduell der beiden dürfte ältere Zu- schauer in Teilen ans WM-Finale 1974 erinnert haben, als Berti Vogts Hollands Superstar Johann Cruyff über den ganzen Platz gefolgt war.
Erster Hauptdarsteller einer ansonsten über weite Strecken zähen Partie mit vielen Ungenauigkeiten im Passspiel war dann Diegos Landsmann und Teamkollege Fagner. Der Rechtsverteidiger fälschte eine halbhohe Flanke von Sebastian Boenisch unglücklich ins eigene Tor zur Leverkusener Führung ab. Diese hatte sich vor nur 10 781 Zuschauern nicht unbedingt angedeutet, weil die zuletzt so spielstarken Gäste in der Vorwärtsbewegung zu inkonsequent und in ihren Konteransätzen zu fehlerhaft agierten.
Doch auch die Niedersachsen waren in der Regel in Strafraumnähe mit ihrem Latein am Ende, so dass Torchancen insgesamt Mangelware blieben. Wolfsburgs Ausgleich musste also fast zwangsläufig aus dem Nichts fallen, als der eingewechselte Christian Träsch einen von Bayers Spanier Dani Carvajal schlecht geklärten Ball aus zwölf Metern mit links ins Tor drosch. Das Aus für in Hälfte zwei unerklärlicherweise immer passiver werdende Gäste besiegelte schließlich in der Schlussminute Innenverteidiger Ömer Toprak, der VfL-Stürmer Bas Dost dessen Siegtreffer per Kopf mustergültig vorlegte.