Wilfried Schmickler motzt im Capitol
Für „Kom(m)ödchen“- Chef Kai Lorenz lauft die Sache derzeit rund. Seine eigenen Programme sind ausverkauft und die Großen des Kabaretts rufen regelmäßig bei ihm an. So wie jetzt Wilfried Schmickler, für den Lorenz sogar einen Extra-Raum angemietet hat. Mehr als 400 Gäste im Club des Capitol-Theaters erwarteten den moralischen Scharfrichter der Nation. Und der enttäuschte keine Minute.
Von wegen „ich weiß es doch auch nicht“, so der Titel des neuen Programms. Darin präsentiert der 58Jährige eine Mischung aus Politballaden, kuschelig verhüllten Zynismen und dem Kleinklein der Stammtische. Die ungeliebte – weil allzu komplexe – Eurokrise wird bei dem Rheinländer zu einem SudokuRätsel, mit dem Schäuble auf der Regierungsbank seine Chefin amüsiert. Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte, den verweist der Kabarettist auf „SOFMÖ“– das „Südoldenburger Fachblatt für Makroökonomie“. Oder auf sein eigenes Buch, das mit einem Einband im Sarrazin-Layout versehen ist: Nämlich mit lauter leeren Seiten, in die jeder reinschreiben kann, was er schon immer lesen wollte.
Schmickler ist ein Allrounder mit moralischem Anspruch. Ob römischer Katholizismus oder morgenländischer Salafismus – die Gedankenpolizei jedweder Couleur bringt ihn in Rage. „Ich kümmere mich drum“ist für ihn Botschaft und Aufruf zugleich. Im April 2013 ist Schmickler wieder in Düsseldorf. Dann tritt er im „Savoy“auf – vor einem noch größeren Publikum.