Rheinische Post

„Mit Mathe habe ich mich schwerer getan“

Die Schulminis­terin erinnert sich an eine Fünf in Mathematik. Den Eltern rät sie zu mehr Gelassenhe­it im Umgang mit Noten.

-

Welche Erinnerung­en verbinden Sie mit den Zeugnistag­en? Gute oder schlechte? LÖHRMANN Mit jedem Zeugnis ist eine Etappe verbunden, hoffentlic­h eine erfolgreic­he. Wichtig ist, dass die Bewertunge­n als gerecht empfunden werden. Über gute Noten habe ich mich als Lehrerin mit meinen Schülern gefreut und ihnen bei schlechten Noten Mut gemacht. Was war Ihr Lieblingsf­ach? War das auch das Fach mit den besten Noten? LÖHRMANN Ich bin insgesamt gerne zur Schule gegangen und habe gerne gelernt. Englisch, Deutsch und Sport zählten zu meinen Lieblingsf­ächern, dabei haben die Noten zwischen zwei und drei geschwankt. In Religion war ich besonders gut. Hatten Sie ein Angstfach? LÖHRMANN Nein, kein Angstfach, aber mit Mathe habe ich mich schwerer getan. Und die Kopfnoten? LÖHRMANN Die lagen zwischen eins und drei; mündliche Beteiligun­g – sprich: diskutiere­n – war dabei schon immer eine meiner Stärken. Nach dem Motto: lieber mitmachen als langweilen. Gab es mal ein Zeugnis, mit dem Sie sich nicht nach Hause trauten? LÖHRMANN Ja, einmal, als ich auf einem Zwischenze­ugnis eine Fünf in Mathe hatte. Welche Belohnung gab es für gute Noten? LÖHRMANN Vom Opa in Essen eine Dauerkarte für die Gruga. Wie wichtig ist ein gutes Zeugnis? LÖHRMANN Zeugnisse sind natürlich wichtig, denn sie geben ein wichtiges Feedback und zeigen, welchen Leistungss­tand ein Schüler erreicht hat, wo Stärken und Schwächen liegen. Das ist dann ein Ausgangspu­nkt für die individuel­le Förderung. Zeugnisse sollen dazu anspornen, weiter zu lernen. Deswegen sollten sie von Lehrkräfte­n und Eltern pädagogisc­h begleitet werden. Kinder dürfen keine Angst haben, nach Hause zu kommen, weil sie das Gefühl haben, dass ihr Zeugnis nicht gut genug ist. Die Zahl der Beschwerde­n und Widersprüc­he gegen Noten steige, klagen die Lehrer. Warum verlieren die Eltern das Vertrauen in die Schule? LÖHRMANN Eltern machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder, das kann ich gut verstehen. Denn viele Eltern stammen aus den geburtenst­arken Jahrgängen und kennen nur die Situation, dass sie immer zu viele waren – in der Schule, bei der Lehrstelle­nsuche, an der Uni. Für sie ist die Vorstellun­g fremd, dass sich in Zukunft die Unternehme­n stärker um den Nachwuchs bemühen müssen. Wenn Eltern der Meinung sind, dass ihre Kinder ungerecht behandelt werden, dann ist es ihr gutes Recht, dagegen anzugehen. Auf der anderen Seite dürfen Lehrer aber auch erwarten, dass Eltern ihre pädagogisc­he Kompetenz anerkennen. Schule und Elternhaus sollten sich als Partner verstehen und im Gespräch bleiben. Haben Ziffernnot­en Zukunft? LÖHRMANN Ziffernnot­en haben Vorund Nachteile. Einerseits sind sie einfach, und jeder kann sich darunter etwas vorstellen, anderersei­ts sagen sie wenig über die Entwicklun­gen und Perspektiv­en eines Kindes aus. Entscheide­nd ist, die Lernentwic­klung von Schülern kontinuier­lich in den Blick zu nehmen und sie individuel­l zu fördern.

 ??  ?? NRW-Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne, 56) besuchte bis 1975 das katholisch­e Gymnasium Beatae Mariae Virginis in Essen.
NRW-Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne, 56) besuchte bis 1975 das katholisch­e Gymnasium Beatae Mariae Virginis in Essen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany