Awo-experten empfehlen die Bürgerversicherung
BERLIN (mar) Eine Bürgerversicherung, in die jeder Einkommensbezieher einzahlen muss, wäre nach einer Studie im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt (Awo) verfassungskonform, umsetzbar und ökonomisch vernünftig. Eine Zusammenführung von gesetzlicher und privater Kranken- und Pflegeversicherung könne das Finanzierungsproblem der Kassen nachhaltig lösen, stehe im Einklang mit dem Grundgesetz und spreche für eine gerechte Lastenverteilung, sagte Awo-Vorstand Brigitte Döcker bei der Vorstellung der Studie in Berlin.
Eine Bürgerversicherung streben SPD, Grüne und Linke an. Durch Einbeziehung aller Bürger – auch der Beamten und Selbstständigen – und aller Einkunftsarten entstünde nach Meinung der Befürworter auch mehr Spielraum für Leistungsverbesserungen, etwa in der Pflegeversicherung. Die Befürworter erhoffen sich trotz alterungsbedingter Mehrausgaben eine geringe Beitragssenkung bei der gesetzlichen Krankenversicherung um ein bis zwei Prozentpunkte in den kommenden Jahren. Gegner der Bürgerversicherung sind vor allem Ärzte mit vielen Privatpatienten, die hohe Einkommensverluste fürchten.
Als Lösung dafür schlagen die Autoren der Studie, der Ökonom Stefan Greß aus Fulda und der Hamburger Jurist Karl-Jürgen Bieback, vor, die Ärztehonorare allgemein etwas zu erhöhen. Sie sollten zwischen dem heutigen Niveau der gesetzlichen und der privaten Krankenkassen liegen, so die Wissenschaftler. Sie forderten zudem, auch die Beitragsbemessungsgrenze der Krankenversicherung von derzeit 4350 Euro pro Monat auf das Niveau der Rentenversicherung von 5800 Euro (Westdeutschland) anzuheben.
Brigitte Döcker