Nokia, Intel, Ericsson und SAP schwächeln
Vier Schwergewichte der Technologiebranche enttäuschen die Anleger: Nokia kommt gegen Apple nur langsam voran, Intel leidet an der Pc-krise, der Softwarekonzern SAP schwächelt in China, und Ericsson verkauft zu wenig Netze.
DÜSSELDORF Der Wettbewerb in der Technologiebranche bleibt extrem hart. Gleichzeitig leiden fast alle großen Unternehmen unter der weltweiten Konjunkturschwäche. Als Ergebnis meldeten gestern der frühere Handy-Weltmarktführer Nokia, der größte Halbleiterproduzent Intel, Europas größtes Softwarehaus SAP aus Walldorf sowie der Telefonnetzexperte Ericsson aus Schweden schwache Zahlen.
SAP rutschte als eines der wertvollsten Unternehmen Deutschlands um ein Prozent ab, Intel verlor vier Prozent, Ericsson knapp sieben Prozent, und Nokia etwas mehr als ein Prozent. Einziger Grund, dass Finnlands wichtigster Konzern nicht stärker abrutschte, ist, dass die Anleger nach Jahren des Abstiegs sowieso vorsichtig waren mit dem Kauf von Nokia-Aktien.
Trotzdem waren die Zahlen des Handyriesen eine Enttäuschung. Die mit viel Werbung gestarteten neuen Lumia-Telefone kommen bei der wählerischen Kundschaft nicht so gut an wie erhofft, obwohl sie in vielen Vergleichen gut bis sehr gut abschneiden.
Der Absatz der Lumia-Modellfamilie erhöhte sich nur um 32 Prozent auf 7,4 Millionen Stück – Analysten hatten auf 8,1 Millionen gehofft. Mit der Smartphone-Serie wollen die Finnen den riesigen Abstand zu Apple und Samsung verringern, die dieses gewinnstarke Segment dominieren. Nokia macht dagegen noch immer den Großteil seines Umsatzes mit einfachen Handys, die bislang in den Schwellenländern Asiens und Afrikas gut ankamen, denen aber keine rosige Zukunft mehr vorausgesagt wird. Hier fiel der Absatz um vier Prozent auf 53,7 Millionen Geräte – Billigwettbewerber aus China drängen voran, gleichzeitig erobern
Nokia
Smartphones für unter 100 Euro mit dem Betriebssystem Android von Google immer stärker den Markt.
Schwächen im Endkundengeschäft belasten auch Intel aus den USA. Weil Tablet-PC aber auch Smartphones den klassischen PC und Laptops immer stärker den Rang ablaufen, senkte der Konzern seine Umsatzprognose. Statt leichter Zuwächse erwartet der weltgrößte Halbleiter-Hersteller nur noch stagnierende Umsätze. Die In-
Intel
vestitionen werden um eine Milliarde Dollar gekürzt.
Der neue Konzernchef Brian Krzanich machte erneut Druck: Man habe viel zu spät auf den Trend zu mobilen Geräten reagiert – derzeit laufen die meisten internetfähigen Alleskönner-Telefone und Flachrechner ohne Intel-Produkte. Krzanich will deshalb die „Atom“Serie für Mobilgeräte noch schneller weiter entwickeln – das sind besonders kleine und energiesparen- de Rechenchips. Für Kunden bedeutet dies sinkende Preise.
Eher Gegenwind von Geschäftskunden haben dagegen Ericsson und SAP. Ericsson macht dabei insbesondere der zunehmende Wettbewerb durch die chinesischen Wettbewerber Huawei und ZTE zu schaffen, die jeweils auch stark in Düsseldorf vertreten sind. Die Preisgestaltung chinesischer Firmen beschäftigt mittlerweile sogar die EU-Kommission. Sie hatte
Ericsson
bereits mit Anti-Dumping-Ermittlungen gedroht – für die Privatkunden bedeuten dabei die sinkenden Investitionskosten für Mobilfunknetze, dass Telefonie und mobiles Surfen noch günstiger werden.
Fast schon als Pulsmesser der Weltwirtschaft entpuppt sich gleichzeitig der Softwarekonzern SAP. Vorrangig weil aus China weniger Aufträge als erwartet hereinkommen, senkte der Vorstand die Umsatzprognose für dieses Jahr. Schlecht geht es dem Unternehmen allerdings lange noch nicht: Mit nur 65 000 Mitarbeitern hat es einen Börsenwert von mehr als 70 Milliarden Euro – also mehr als eine Million Euro pro Mitarbeiter. Nur Siemens ist als deutscher Konzern mehr wert als SAP.
SAP