Sommerschlussverkauf: Bis zu 70 Prozent Rabatt
Auf Schnäppchenjäger warten Preisnachlässe wie wohl noch nie. Nach dem langen Winter sind die Lager noch voll.
DÜSSELDORF (dpa) Der Sommerschlussverkauf könnte in diesem Jahr zu einer Aktion der Superlative werden. Nach einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young unter Händlern fallen die Preisnachlässe 2013 besonders üppig aus. Bis zu 70 Prozent Rabatt gewährten die Händler, heißt es. In den Lagern liege noch ungewöhnlich viel Ware, weil der lange Winter und der nasse Frühling Händlern das Geschäft verhagelt hätten. Nicht nur bei Mode, Schuhen und Sportartikeln, sondern auch bei Unterhaltungselektronik und Baumarktartikeln werden kräftig sinkende Preise erwartet. „Die Winterbekleidung ist häufig durchgetragen worden, so mancher Verbraucher ist direkt auf Sommermode umgeschwenkt“, beschreibt Axel Augustin vom Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels (BTE) das Dilemma. Übergangsmode wie Jacken entpuppten sich als Ladenhüter.
Die Branchenumsätze des Modeund des Schuhfachhandels schrumpften im ersten Halbjahr 2013 um schätzungsweise je drei Prozent. Das sind nicht nur die größten Einbußen seit etwa zehn Jahren. Die relativ klein erscheinende Zahl hat es richtig in sich. Schon wenige Prozente Umsatzveränderung entschieden darüber, ob ein Fachhändler Gewinn oder Verlust mache, erläutert Augustin. Für nicht wenige Händler dürfte die diesjährige Frühjahrs- und Sommermode ein Verlustgeschäft sein.
Rabatte gebe es mittlerweile das ganze Jahr über, sagt Handelsexperte Thomas Harms von Ernst & Young mit Blick auf die Vielzahl der Aktionen. Jeder dritte Händler startet laut der Umfrage fünf bis 20 Ra- battaktionen im Jahr, jeder zehnte sogar mehr als 20 im Jahr. Komplett darauf verzichten wollten nur 15 Prozent der 120 befragten Unternehmen, deren Spektrum vom Lebensmittelhandel bis zu InternetShops reicht. Ein Ende der Rabattflut ist nicht in Sicht: Neun von zehn Händlern wollten im kommenden Jahr mindestens so häufig Rabatte wie 2013 geben. Ladenbesitzer könnten die Aktionen aber auch clever für sich nutzen, um Kunden zu binden, findet Harms. Als Beispiel nennt er Treueaktionen kleiner Händler für Stammkunden.
Über die richtigen Rabattstrategien wird in der Modebranche längst diskutiert. Traditionell gibt es die Schlussverkäufe nur für den Sommer und den Winter, die Zahl der Kollektionen pro Jahr ist aber wesentlich höher. Durch die schwache Nachfrage nach Frühjahrsmode hingen in diesem Jahr schon kurz vor Ostern erstmals Prozentzeichen in den Schaufenstern. Branchenkenner wundern sich auch nicht darüber, dass Händler schon einige Wochen vor dem traditionellenSchlussverkauf-Termin den Rotstift zücken. Am besten die Ware früh- zeitig mit niedrigerem Abschlag verkaufen, ist die Motivation.
Die Preisberatung Simon-Kucher hält regelmäßig wiederkehrende Rabattaktionen wie den Schlussverkauf für falsch. „Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass sich mehr als die Hälfte solcher Aktionen für den Handel nicht lohnen“, sagte Firmenchef Georg Tacke. Der Verbraucher kenne Termine im Voraus und warte einfach ab, bis die Artikel reduziert seien: „Dadurch wird nicht mehr verkauft, nur später und zu einem niedrigeren Preis, also doppelt schlecht für die Händler.“