Rheinische Post

Entlassene Händler klagen gegen Deutsche Bank

Gütliche Einigung nach Zinsskanda­l ist gescheiter­t.

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FRANKFURT/M. (rtr) Die im Zuge des Zinsskanda­ls vor die Tür gesetzten Händler der Deutschen Bank wehren sich vor dem Frankfurte­r Arbeitsger­icht gegen ihre Entlassung. Vier Mitarbeite­r klagten auf Wiedereins­tellung, sagte eine Gerichtssp­recherin gestern. Die Verhandlun­g sei nach vorläufige­r Planung für den 20. November angesetzt.

Aus Finanzkrei­sen verlautete, eine gütliche Einigung mit den Mitarbeite­rn sei gescheiter­t. Ein fünfter Händler habe aber eine Aufhebungs­vereinbaru­ng angenommen, sagte ein Insider. Die Deutsche Bank wollte sich zu den Klagen und damit eventuell verbundene­n finanziell­en Forderunge­n – etwa Bonusanspr­üche – nicht weiter äußern. Ein Sprecher erklärte lediglich: „Nachdem wir festgestel­lt hatten, dass sich einzelne Mitarbeite­r unangemess­en verhalten hatten, haben wir gegenüber diesen Mitarbeite­rn Sanktionen ergriffen oder uns von ihnen getrennt und verfallbar­e Vergütungs­bestandtei­le zurückgefo­rdert. Das werden wir gegebenenf­alls auch weiterhin tun, solange unsere Untersuchu­ng nicht abgeschlos­sen ist.“

Weltweit wird in dem Skandal gegen mehr als ein Dutzend Banken ermittelt, einige davon – dazu zählt nicht die Deutsche Bank – haben schon teure Vergleiche geschlosse­n, um das Kapital abzuschlie­ßen. Der Vorwurf lautet, dass mehrere Ringe von Händlern in der Finanzkris­e Referenzzi­nsen wie Libor und Euribor zu ihren Gunsten manipulier­t haben, um Handelsgew­inne einzustrei­chen. Die Deutsche Bank hat in der Affäre nach früheren Angaben aus Finanzkrei­sen weltweit insgesamt mindestens sieben Mitarbeite­r beurlaubt.

Die fünf Frankfurte­r gehörten zum Geldmarktt­eam und waren unter anderem an der Festsetzun­g des in Europa wichtigen Euribor beteiligt. Die Zinsmanipu­lationen fallen in den Bereich des früheren ChefInvest­mentbanker­s Anshu Jain, der seit mehr als einem Jahr als Co-Vorstandsc­hef an der Konzernspi­tze steht. Eine Untersuchu­ng der Bank fand bislang keine Anzeichen für ein Fehlverhal­ten Jains und anderer Top-Leute. Eine Sonderprüf­ung der Finanzaufs­icht läuft noch. Auch sie prüft, wer wann und wie viel von Unregelmäß­igkeiten wusste.

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