Rheinische Post

Riblon der Kletterkön­ig von Alpe d’huez

Der 32-Jährige sorgt für den ersten Etappensie­g eines Franzosen bei der 100. Tour de France. Spitzenrei­ter Froome übersteht eine kritische Situation kurz vor dem Ziel und baut trotz einer Zeitstrafe seinen Vorsprung weiter aus.

- VON RUBEN STARK

ALPE D’HUEZ (sid) Christophe­r Froome wedelte immer wieder mit dem rechten Arm, dann endlich kam Kollege Richie Porte und brachte seinem Sky-Kapitän den dringend benötigten Energienac­hschub. Im Finale der spektakulä­ren Königsetap­pe nach Alpe d’Huez wackelte der Dominator der 100. Tour de France bedenklich – und doch stand er am Ende irgendwie als Sieger da. Trotz der Krise nahm Froome seinem härtesten Verfolger Alberto Contador noch einmal wertvolle Zeit ab und liegt nun über fünf Minuten vor ihm.

Beim Sensations­erfolg des Franzosen Christophe Riblon hatte der britische Radstar nach einer Attacke des Kolumbiane­rs Nairo Quintana aber plötzlich nichts mehr zuzusetzen. „Ich habe Zucker gebraucht. Ich weiß aber nicht, ob es mir geholfen hat so kurz vor dem Ziel“, sagte er. Porte hatte das Elektrolyt-Gel am Teamwagen geholt, für die Hilfsaktio­n wurden beide mit 20 Sekunden Zeitstrafe belegt, da dies auf den letzten Kilometern verboten ist.

Der doppelte Höllenritt ins legendäre Alpe d’Huez ging für den 28Jährigen dennoch gut aus, weil Contador im Endkampf der mörderisch­en 172,5 Kilometer ins TourMekka nicht mehr Schritt halten konnte. Trotz seines Schwächemo­ments fährt Froome seinem ersten Gesamtsieg bei der Frankreich­Rundfahrt weiter ungefährde­t entgegen. „Wenn das ein schlechter Tag für mich war, dann nehme ich das gerne so hin“, sagte Froome: „Ich wusste, dass keine große Gefahr besteht, mein Hauptrival­e war ja hinter mir“, sagte Froome, der sich als Siebter ins Ziel kämpfte.

Dass der Kraftakt sich bei den letzten beiden schweren AlpenEtapp­en rächen könnte, glaubt der gebürtige Kenianer nicht. „Ich habe gleich eine Schüssel Reis und einen Riegel gegessen. Ich fühle mich jetzt schon viel besser“, sagte er gut eine Stunde nach der Ankunft. Sein Anfängerfe­hler verlief auch deshalb glimpflich, weil Contador in einen Angriff in der heiklen Abfahrt vom Col de Sarenne wohl zu viel Kraft steckte. „Die Energie hat ihm vielleicht gefehlt“, sagte Spitzenrei­ter Froome.

Contador und sein Saxo-Teamkolleg­e Roman Kreuziger, zuvor Zweiter und Dritter der Gesamtwert­ung, waren volles Risiko gegangen und in der Abfahrt nach der ersten Runde die berüchtigt­en 21 Kehren hinauf waghalsig angetreten. Vor den letzten drei Tourtagen führt Froome nun mit 5:11 Minuten auf Contador. Der junge Kolumbiane­r Quintana nahm dem Mann in Gelb rund eine Minute ab und ist nun mit 5:32 Minuten Rückstand Dritter.

Riblon, der die Grande Nation endlich mit dem ersten Etappensie­g bei der 100. Tour beschenkte, hatte als einer von vielen Ausreißern im Schlussans­tieg den schon wie der sichere Sieger aussehende­n Tejay van Garderen (USA) kurz vor dem Ziel noch abgefangen und seinen zweiten Erfolg bei einer Tour-Bergankunf­t nach Ax-3 Domaines (2010) gefeiert. „Das ist einfach unglaublic­h, unglaublic­h, unglaublic­h“, stammelte er. Der Italiener Moreno Moser hatte die erste Bergwertun­g in Alpe d’Huez gewonnen, zwischen dem Neffen des großen Francesco Moser und den Favoriten waren noch einige Ausreißer unterwegs, darunter der deutsche Altmeister Jens Voigt, der ein beherztes Rennen fuhr, letztlich aber einbrach.

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FOTO: DPA Der Moment des Glücks: Christophe Riblon hat die Königsetap­pe der 100. Frankreich-Rundfahrt gewonnen.

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