Sprinter Kruse arbeitet bei Bayer an seiner Physis
Bayers Verantwortliche sind gespannt, ob der Australier sich durchsetzen kann. Seine Chance wird er bekommen.
ZELL AM SEE Robbie Kruse gehört augenscheinlich nicht zu der Sorte eitler Profis, die keinen Fußballplatz betreten würden, ohne vorher den korrekten Sitz der Frisur hergestellt zu haben. Wenn Kruse allmorgendlich am Trainingsplatz in Zell am See ankommt, dürfen die Wirbel in den Haaren von Bayer Leverkusens neuem Australier ungehindert von etwaigem Gel wirken. Es ist fast schon sein Markenzeichen geworden im Trainingslager der Werkself, bei der der Stürmer, der von Fortuna Düsseldorf den Rhein hinauf wechselte, den nächsten Schritt in einer bislang rasanten Karriere machen will.
„Es ist ein großer Schritt für mich, hier nach Leverkusen zu kommen. In Düsseldorf konnte ich mir jede Woche sicher sein, zu spielen. Hier muss ich um meine Position mit vier, fünf anderen guten Spielern kämpfen“, sagt der 24-Jährige. Letzteres sei sicher der größte Unterschied zur vergangenen Saison, sagt er. Eine Saison, in der er als geborener Konterspieler maßgeblichen Anteil an Fortunas furioser Hinrunde hatte, in der er aber auch nicht der war, der dem Absturz in der Rückrunde entgegenwirken konnte. „Es war natürlich enttäuschend, wie es in Düsseldorf geendet ist. Ich hoffe, die Fortuna kommt schnell zurück“, sagt Kruse.
So groß für Kruse nun der Sprung vom Absteiger zum ChampionsLeague-Teilnehmer sein mag, so gering stellt sich für Leverkusens Verantwortliche das Risiko dieses Transfers dar. Sie sind selbst ein wenig gespannt, ob Kruse sich wird durchsetzen können, aber auf den
Robbie Kruse Positionen zwölf bis 18 im Kader dürfte er Bayers Team in jedem Fall besser machen. Und die Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro stellt schon einmal überhaupt kein Wagnis dar. „Leverkusen spielt in drei Wettbewerben, und ich hoffe, wir kommen überall weit. Insofern wird es viele Spiele geben, und da hoffe ich natürlich, meine Chance zu bekommen“, erklärt der Australier, der unlängst von Düsseldorf nach Köln umgezogen und mit Dortmunds Ersatzkeeper Mitch Langerak gut befreundet ist.
Vier Tore und sechs Vorlagen konnte Kruse in der vergangenen Saison vorweisen. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass Düsseldorfs damaliger Aufstiegstrainer Norbert Meier ursprünglich gar nicht mit ihm für die erste Liga planten, weil er in der zweiten Liga große Anpassungsprobleme an das deutsche Tempo gehabt hatte. „Ich dachte schon fast, meine Zeit in Deutschland sei vorbei, aber dann lief alles richtig gut. Und jetzt, ein Jahr später, habe ich die Chance, Champions League zu spielen“, sagt Kruse. Seine Schnelligkeit ist seine große Stärke, seine ausbaufähige Physis ist sein Manko. Daran wird er arbeiten müssen, um in Leverkusen auf seine Einsätze zu kommen und seiner Vita weitere Treffer zuzufügen. „Ich würde gerne mehr Tore schießen. Aber ich bin mir sicher, in der kommenden Saison auch in aussichtsreichere Positionen zu kommen, weil Bayers Spielstil sehr offensiv ist und das Team viel Ballbesitz hat“, sagt Kruse.
Mit Australiens Nationalelf ist er schon für die WM 2014 qualifiziert. Insofern ist die nächste Saison für ihn persönlich extrem wichtig. Nur mit ausreichend Einsatzzeiten kann er sich für den WM-Kader der „Socceroos“empfehlen. Nationaltrainer Holger Osieck riet ihm jedenfalls zum Wechsel nach Leverkusen. „Er hat gesagt, es sei eine großartige Gelegenheit für mich“, sagt Kruse. Eine, die er nutzen will. Auch ohne perfekt sitzende Frisur.