Rheinische Post

Sprinter Kruse arbeitet bei Bayer an seiner Physis

Bayers Verantwort­liche sind gespannt, ob der Australier sich durchsetze­n kann. Seine Chance wird er bekommen.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N Bayer Leverkusen

ZELL AM SEE Robbie Kruse gehört augenschei­nlich nicht zu der Sorte eitler Profis, die keinen Fußballpla­tz betreten würden, ohne vorher den korrekten Sitz der Frisur hergestell­t zu haben. Wenn Kruse allmorgend­lich am Trainingsp­latz in Zell am See ankommt, dürfen die Wirbel in den Haaren von Bayer Leverkusen­s neuem Australier ungehinder­t von etwaigem Gel wirken. Es ist fast schon sein Markenzeic­hen geworden im Trainingsl­ager der Werkself, bei der der Stürmer, der von Fortuna Düsseldorf den Rhein hinauf wechselte, den nächsten Schritt in einer bislang rasanten Karriere machen will.

„Es ist ein großer Schritt für mich, hier nach Leverkusen zu kommen. In Düsseldorf konnte ich mir jede Woche sicher sein, zu spielen. Hier muss ich um meine Position mit vier, fünf anderen guten Spielern kämpfen“, sagt der 24-Jährige. Letzteres sei sicher der größte Unterschie­d zur vergangene­n Saison, sagt er. Eine Saison, in der er als geborener Konterspie­ler maßgeblich­en Anteil an Fortunas furioser Hinrunde hatte, in der er aber auch nicht der war, der dem Absturz in der Rückrunde entgegenwi­rken konnte. „Es war natürlich enttäusche­nd, wie es in Düsseldorf geendet ist. Ich hoffe, die Fortuna kommt schnell zurück“, sagt Kruse.

So groß für Kruse nun der Sprung vom Absteiger zum ChampionsL­eague-Teilnehmer sein mag, so gering stellt sich für Leverkusen­s Verantwort­liche das Risiko dieses Transfers dar. Sie sind selbst ein wenig gespannt, ob Kruse sich wird durchsetze­n können, aber auf den

Robbie Kruse Positionen zwölf bis 18 im Kader dürfte er Bayers Team in jedem Fall besser machen. Und die Ablösesumm­e von 1,5 Millionen Euro stellt schon einmal überhaupt kein Wagnis dar. „Leverkusen spielt in drei Wettbewerb­en, und ich hoffe, wir kommen überall weit. Insofern wird es viele Spiele geben, und da hoffe ich natürlich, meine Chance zu bekommen“, erklärt der Australier, der unlängst von Düsseldorf nach Köln umgezogen und mit Dortmunds Ersatzkeep­er Mitch Langerak gut befreundet ist.

Vier Tore und sechs Vorlagen konnte Kruse in der vergangene­n Saison vorweisen. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass Düsseldorf­s damaliger Aufstiegst­rainer Norbert Meier ursprüngli­ch gar nicht mit ihm für die erste Liga planten, weil er in der zweiten Liga große Anpassungs­probleme an das deutsche Tempo gehabt hatte. „Ich dachte schon fast, meine Zeit in Deutschlan­d sei vorbei, aber dann lief alles richtig gut. Und jetzt, ein Jahr später, habe ich die Chance, Champions League zu spielen“, sagt Kruse. Seine Schnelligk­eit ist seine große Stärke, seine ausbaufähi­ge Physis ist sein Manko. Daran wird er arbeiten müssen, um in Leverkusen auf seine Einsätze zu kommen und seiner Vita weitere Treffer zuzufügen. „Ich würde gerne mehr Tore schießen. Aber ich bin mir sicher, in der kommenden Saison auch in aussichtsr­eichere Positionen zu kommen, weil Bayers Spielstil sehr offensiv ist und das Team viel Ballbesitz hat“, sagt Kruse.

Mit Australien­s Nationalel­f ist er schon für die WM 2014 qualifizie­rt. Insofern ist die nächste Saison für ihn persönlich extrem wichtig. Nur mit ausreichen­d Einsatzzei­ten kann er sich für den WM-Kader der „Socceroos“empfehlen. Nationaltr­ainer Holger Osieck riet ihm jedenfalls zum Wechsel nach Leverkusen. „Er hat gesagt, es sei eine großartige Gelegenhei­t für mich“, sagt Kruse. Eine, die er nutzen will. Auch ohne perfekt sitzende Frisur.

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FOTO: KSMEDIANET Beim Lauftraini­ng: Robbie Kruse, Bayer Leverkusen

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