Rheinische Post

Autoren fordern hartes Vorgehen gegen Rechtsextr­eme

- VON LOTHAR SCHRÖDER

DÜSSELDORF Dieser Aufruf liest sich wie ein Dokument aus alten, engagierte­n Zeiten. Dass er aber vom gestrigen Tage stammt und sich gegen Rechtsextr­emismus wendet, dürfte gleichfall­s ein Zeichen unserer Zeit sein. „Taten statt Worte“fordern jetzt Schriftste­ller, Künstler und Forscher. Dass sich die Unterzeich­ner jener Worte bedienen, die die rechtsextr­emistische NSU zu ihrem Programm erhob, ist gewollt. Denn der aktuelle Prozess gegen die Terrorgrup­pe ist Anlass zum Papier, das als Weckruf gegen nach wie vor „fundamenta­listisches deutschnat­ionales Denken“dienen soll.

Zusammen mit dem ostdeutsch­en Lyriker Günter Kunert hat die Düsseldorf­er Autorin und frühere PEN-Präsidenti­n Ingrid Bachér auch deshalb die Initiative ergriffen, weil es ihrer Meinung nach zu wenige Analysen gibt, keine nachhaltig­e Empörung und keine Aufklärung­sarbeit, bei der alle Taten von Rechtsextr­emisten im Zusammenha­ng ge- sehen und mit Daten über die zunehmende Gewaltbere­itschaft verbunden werden. Nach Überzeugun­g der Unterzeich­ner ist die „Nazi-Ideologie bei uns keine Randersche­inung im Spektrum der Ideologien. Sie ist tief verwurzelt in unserer Geschichte und zählt für viele zur Familienge­schichte, die man duldet.“

Das Bedürfnis nach einem solchen und für deutsche Autoren eher ungewöhnli­chen Aufruf war offenbar groß: Innerhalb von nur neun Tagen unterschri­eben über 100 namhafte Künstler den Aufruf – darunter Ingo Schulze und Günther Uecker, Udo Lindenberg und Ralph Giordano, Hannelore Hoger sowie Campino mitsamt der übrigen Mitglieder der Düsseldorf­er Punkband „Die Toten Hosen“. Der Aufruf will mehr sein als nur ein Lippenbeke­nntnis: „Wer keinen Rechtsradi­kalismus will, muss tätig werden, bevor wir sonst später wieder bedauernd Gedenkstei­ne errichten müssen für Menschen, deren Tod wir nicht verhindert haben.“

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