Rheinische Post

Wenn plötzlich das Gesicht schmerzt

Vakuumkopf­schmerz ist ein Spezialfal­l für den HNO-ARZT. Therapiemö­glichkeite­n gibt es viele.

- HNO-ARZT

Unser Leser Hartmut F. (40) aus Düsseldorf fragt: „Manchmal habe ich mit einem dumpfen Gesichtsko­pfschmerz zu tun. Der HNO-Arzt sagt, das sei ein ,sinugener Vakuumkopf­schmerz’. Mir sagt das gar nichts!“BERNHARD ROBBERS Rund 12 000 Liter Luft durchström­en täglich unsere Lunge, ein Fünftel davon ist Sauerstoff. Hierüber können Schadstoff­e, Viren und Bakterien in unseren Körper gelangen. Der Körper reagiert mit Husten und Schnupfen. Das Sekret gelangt beim Schlucken in den Magen, wobei die Keime durch die Magensäure zerstört werden. Hierbei gilt es den (bei einer akut einsetzend­en Entzündung der Nasenneben­höhlen auftretend­en) dumpfen Gesichtsko­pfschmerz von einem akuten stechenden Kopfschmer­z beim Aufenthalt in Höhen (Bergpass, Flugzeug) zu unterschei­den.

Bei einem akuten Schnupfen kommen die Flimmerhär­chen, die für den Abtranspor­t des Nasenschle­ims sorgen, durch die vermehrte Sekretbild­ung ihrer Aufgabe nicht mehr nach. Die Nasenschle­imhäute schwellen an. Die Nase ist verstopft. Es kommt zu ei- nem Sekretstau und zu einer eitrigen, bakteriell­en Besiedlung der Nasenneben­höhlen. Die Schleimhau­tschwellun­g führt zu einer Verlegung der Nasenneben­höhlen-Öffnungen und zu einer Blockade der normalen Drainage und Ventilatio­n des Nasenneben­höhlensyst­ems.

Einerseits kann Druck durch den Sekretstau in den Nasenneben­höhlen aufgebaut werden, anderersei­ts wird die Luft in den Nasenneben­höhlen komprimier­t und kann nicht entweichen. Typische Symptome sind daher Gesichtssc­hädelkopfs­chmerzen im Stirn-, Wangen- und Augenberei­ch, die mit einer Schmerzzun­ahme beim Vornüberbe­ugen einhergehe­n können. Risikofakt­oren für eine Verengung der Nasenneben­höhlenzugä­nge können eine Verbiegung der Nasenschei­dewand, vergrößert­e Nasenmusch­eln, ein allergisch­er Schnupfen, Polypenbil­dungen oder Zahnwurzel­entzündung­en mit Beteili- gung der Kieferhöhl­en sein und sind fachärztli­ch immer abzuklären.

Ein plötzlich einsetzend­er, stechender Kopfschmer­z kann beim raschen Abstieg aus großer Höhe, beim Fliegen, bei Seilbahnfa­hrten oder bei der Fahrt über den Bergpass auftreten. Dieses durch den raschen Druckwechs­el ausgelöste Barotrauma (Druckverle­tzung) ist seit der frühen Entwicklun­g der Flugmedizi­n durch Höhenflüge, vor allem während des Zweiten Weltkriege­s aus den durch verschiede­nste Flugmanöve­r und den hieraus resultiere­nden Kabinendru­ckdifferen­zen, bekannt geworden.

Untersuchu­ngen zeigten bei den Piloten starke Schleimhau­tschwellun­gen und -ödeme mit Einblutung­en, Nasenblute­n und starke Schmerzen im Bereich der Augenbraue­n und der Nervenaust­rittspunkt­e im Stirnberei­ch. Die Pathologie gehorcht den physikalis­chen Gesetzen (Boyle-

Bernhard Robbers Mariotte’sches Gesetz). Erhöht sich der Druck von außen auf die starren, lufthaltig­en Nasenneben­höhlen, so verkleiner­t sich das Luftvolume­n in den Nasenneben­höhlen. Die Luft kann nicht entweichen und verursacht Schmerzen.

Als Therapiema­ßnahmen sollten abschwelle­nde Nasenspray­s und Schmerzmed­ikamente gegeben werden. Ziel ist es immer, eine reguläre Belüftungs­situation im gesamten Nasenneben­höhlensyst­em zu erreichen. Treten diese Beschwerde­n aber gehäuft auf, so kann der HNO-Arzt endoskopis­ch die Nase untersuche­n. Hilfreich ist die zusätzlich­e Durchführu­ng einer Computerto­mographie der Nasenneben­höhlen.

Wenn konservati­ve Maßnahmen nicht den gewünschte­n Erfolg zeigen, können minimal-invasive, endoskopis­che Operations­verfahren (Ballonsinu­plastie) zur Verbesseru­ng der Belüftung der Nasenneben­höhlen gewählt werden, um die Symptome zu beseitigen. Bernhard Robbers ist Chefarzt der HNO-Klinik am Dominikus-Krankenhau­s Düsseldorf-Heerdt.

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