Rheinische Post

Organspend­e-register soll wieder Vertrauen schaffen

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BERLIN (dpa) Ein Jahr nach Bekanntwer­den des Organspend­eSkandals am Göttinger Universitä­tsklinikum fehlt den Menschen in Deutschlan­d das Vertrauen in die Organspend­e. Rainer Hess, Chef der Deutschen Stiftung Organspend­e, hofft auf die Einführung des geplanten Transplant­ationsregi­sters. Damit werde transparen­t, mit welcher Qualität in Deutschlan­d Organe entnommen und eingesetzt werden. „Ich glaube, dass damit eine neue Vertrauens­basis geschaffen wird“, sagte Hess in Berlin.

In dem geplanten Register sollen alle Transplant­ationen erfasst werden. Die Daten können dann auch Auskunft über die Qualität der Transplant­ationszent­ren geben. Politisch auf den Weg gebracht werden kann es frühestens in der kommenden Legislatur­periode. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es 18,3 Prozent weniger Organspend­er: Von Januar bis Juni 2013 sind es 459 gewesen, gut 100 weniger als im Vorjahresz­eitraum. Außerdem haben die Ärzte weniger transplant­iert: Im ersten Halbjahr 1686 Mal. Das ist ein Rückgang von 12,3 Prozent. Gleichzeit­ig stehen 12 000 Patienten auf den Warteliste­n für Spenderorg­ane. In Göttingen war am 20. Juli vor einem Jahr ein Organspend­e-Skandal ins Rollen gekommen.

Der damalige Chef der Transplant­ationsmedi­zin der Uniklinik soll von 2009 bis 2011 vorsätzlic­h falsche Daten an Eurotransp­lant gemeldet haben, um seine Patienten auf der Warteliste für Spenderleb­ern nach oben zu rücken. Er sitzt seit Januar in Untersuchu­ngshaft. Ihm wird vorgeworfe­n, die Behandlung anderer Patienten womöglich bis zu deren Tod verzögert zu haben. Am 19. August beginnt der Prozess gegen ihn. Nach Göttingen waren auch Auffälligk­eiten bei Organspend­en in Regensburg, am Leipziger Unikliniku­m und am Münchner Klinikum Rechts der Isar festgestel­lt worden.

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FOTO: DPA Viele misstrauen den Kliniken seit dem Organspend­eskandal 2012.

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