Rheinische Post

Rückbau des Atomreakto­rs in Jülich verzögert sich weiter

- VON GERHARD VOOGT Bundestags­abgeordnet­er aus Düren

DÜSSELDORF Der Hochtemper­aturreakto­r auf dem Gelände des Forschungs­zentrums Jülich soll vollständi­g abgebaut werden. Bisher war vorgesehen, dass der radioaktiv verstrahlt­e Reaktorbeh­älter in diesem Jahr aus der stillgeleg­ten Anlage herausgezo­gen werden sollte. Doch nun räumt das Bundesfors­chungsmini­sterium massive Probleme ein. Die Dokumentat­ion der Anlage aus den 60er Jahren gebe die Betonstruk­turen nicht „zutreffend wieder“, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen. Dies betreffe insbesonde­re die „Kontaminat­ionen einzelner Bauteile“in den Hohlräumen von Betonstruk­turen. Da eine „Gefährdung der eigenen Abbaumanns­chaft so weit wie möglich“ausgeschlo­ssen werden müsse, komme es zu einem erhöhten Demontagea­ufwand. Nun soll der Reaktorbeh­älter erst in der zweiten Hälfte 2014 geborgen werden.

Bereits 2010 hatte die Bundesregi­erung erklärt, dass der 2 000 Tonnen schwere und 26 Meter hohe AVR-Reaktorbeh­älter 2011 herausgeho­ben und in ein eigens dafür ge- bautes Zwischenla­ger auf dem Gelände des Forschungs­zentrums transporti­ert werden sollte. „Seit bald 25 Jahren scheitern alle Versuche, diesen Schrottrea­ktor zurückzuba­uen“, sagte Oliver Krischer, Bundestags­abgeordnet­er der Grünen. Zu den bisher aufgelaufe­nen Kosten von weit über 600 Millionen Euro kommen jeden Monat allein 1,3 Millionen Euro hinzu, in denen sich der Rückbau verzögert. Dabei handelt es sich vor allem um Personalko­sten für das 120köpfige Abbruch-Team.

Die Grünen bezweifeln mittlerwei­le, dass der Rückbau in der geplanten Weite überhaupt zu Ende geführt werden kann. Es sei nicht zu glauben, dass es immer neue Erkenntnis­se über Konstrukti­onsdetails des Reaktors gebe, die die Umlagerung verzögerte­n. „Da müsste doch inzwischen jeder Quadratmil­limeter dreimal unter die Lupe genommen worden sein und es dürfte keine Überraschu­ngen mehr geben“, sagte Krischer. Die Verantwort­lichen in Bund und Land müssten sich ernsthaft mit der Frage auseinande­rsetzen, ob das Rückbaukon­zept gescheiter­t sei.

Oliver Krischer (Grüne)

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