Neue Pädophilie-vorwürfe gegen Grüne
In den 80er Jahren soll es in einer Hippie-kommune in Kamp-lintfort zu sexuellem Missbrauch von Kindern gekommen sein. Zwei Zeugen belasten insbesondere ein inzwischen verstorbenes Vorstandsmitglied der Nrw-grünen.
KAMP-LINTFORT In einem ehemaligen Landschulheim im niederrheinischen Kamp-Lintfort, nur wenige Meter von einem idyllischen Waldfriedhof entfernt, sollen sich in den 80er Jahren erschreckende Szenen abgespielt haben: Erwachsene Bewohner einer am Dachsberg beheimateten Hippie-Kommune sollen sich unter dem Vorwand der „freien Liebe“an mehreren Kindern vergangen haben.
Neben dem Grünenpolitiker und einem weiteren Bewohner der Kommune, einem angeblichen RAFSympathisanten, sollen sich auch Tagungsgäste an den Kindern vergangen haben. Im September 1983 sei zudem vom Grünen-Parteivorstand ein Kinder- und Jugendkongress auf dem Dachsberg ausgerichtet worden, bei dem es insbesondere um das Thema Sex mit Kindern gegangen sei, berichtet der Zeuge. An dem Treffen hätten auch Mitglieder der berüchtigten Nürnberger „Indianerkommune“teilgenommen, einer Gruppierung, die für eine Legalisierung des einvernehmlichen Geschlechtsverkehrs von Erwachsenen und Kindern plädierte.
Der Fall in Kamp-Lintfort ist nicht das erste Mal, dass in der Diskussion um den Pädophilie-Skandal der 80er Jahre der Blick nach NRW gerichtet wird: 1985 feierten Pädophilie unterstützende Gruppen bei den Grünen ihren größten Erfolg. Ein Landesparteitag in NRW ließ eine Passage ins Wahlprogramm rutschen, nach der gewaltfreier Sex zwischen Kindern und Erwachsenen straffrei bleiben sollte. Nachdem die Grünen bei den anschließenden Landtagswahlen an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten, wurde der Passus wieder gestrichen.
Kurz vor der Bundestagswahl im September sind die Grünen jetzt um eine schnelle Aufklärung der Vorfälle bemüht. Führende Grüne, darunter Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt, haben den früheren Parteistandpunkt zur Pädophilie bedauert. Der Parlamentarische Geschäftsführer Volker Beck sagte, Ende der 80er Jahre hätten ihm Forschungen und die Arbeit von Opferverbänden in der Debatte die Augen geöffnet: „Praktizierte Pädophilie ist in jedem Fall ein Verbrechen.“
Der Göttinger Parteienforscher Franz Walter wurde mit der Aufarbeitung beauftragt. Allerdings ist nicht mit schnellen Ergebnissen zu rechnen: Der Abschlussbericht soll Ende 2014 vorliegen. Ob es einen Zwischenbericht geben wird, ist derzeit noch offen.