Rheinische Post

Die Welt aus der Sicht von Außerirdis­chen

Würden Marsmensch­en verfolgen, welches Frauenbild auf der Erde vorherrsch­t, sie kämen zu überrasche­nden Ergebnisse­n.

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Stellen Sie sich einmal vor wir werden nicht nur von Geheimdien­sten wie NSA, BND und GCHQ beobachtet und belauscht, sondern auch Außerirdis­che haben uns im Visier. Sie lesen unsere Zeitungen, hören unsere Nachrichte­nsendungen und schauen unser Fernsehpro­gramm. Nach der vergangene­n Woche frage ich mich da, was sie wohl über unser Frauenbild denken?

In Italien wird die dunkelhäut­ige Integratio­nsminister­in vom Vizepräsid­enten des Senats mit einem Orang-Utan verglichen: Er könne sich nicht helfen, aber die im Kongo geborene Ministerin habe Ähnlichkei­t mit einem Menschenaf­fen, sagte er in einer Rede. Später entschuldi­gt sich der Mann: Er lässt einen Strauß Rosen in das Büro der Ministerin schicken. Mehr Klischee geht nicht. Hm, werden die Außerirdis­chen denken, wie nur ist es Fleurop gelungen, in Männerköpf­e den Gedanken zu verwurzeln, ein paar Blumen würden Frauen jede Beleidigun­g und Verletzung vergessen machen? Frankreich hat eine neue Briefmarke mit dem Konterfei der Marianne herausgebr­acht, der Nationalhe­ldin der französisc­hen Revolution. Vorlage für die Gesichtszü­ge des abgebildet­en Frauenkopf­s ist eine ukrainisch­e Femen-Aktivistin, wie Olivier Ciappa sagt, der die Marke entworfen hat. Marianne sei schon auf früheren Gemälden barbusig dargestell­t worden undsiehabe­währendder­Revolution für Freiheit und Gleichheit gekämpft, so wie heute Femen. Marianne sei daher die erste Femen-Aktivistin gewesen, erklärt Ciappa sein Motiv. Tja, werden die Außerirdis­chen denken, wenn nackte Brüste das Zeichen für Freiheit sind, dann ist es auf Erden mit der Gleichbere­chtigung nicht weit her – viel zu viele bekleidete Frauen.

ProSieben hat 18 junge Damen mit viel Busen und wenig Hirn in eine toskanisch­e Villa verfrachte­t, damit ein Selfmade-Millionär unter ihnen die Frau fürs Leben wählen kann. An seiner Seite stehen zwei Männer, die so tun, als seien auch sie reich. Ihre Aufgabe: durch möglichst viel Körperkont­akt mit den Damen herauszufi­nden, welche es nur aufs Geld abgesehen hat. Das Tussi-Kommando (die meisten arbeiten als Messehoste­ss und/oder Model) ahnt davon nichts. Ach, werden die Außerirdis­chen denken, die irdische Liebe ist ein seltsames Geschäft – und Messehoste­ss ein begehrter Beruf.

Am Ende werden sie also über uns sagen: Auf der Erde gibt man Frauen Tiernamen, es sei denn sie zeigen Brüste. Dann sind sie Emanzen – oder Messehoste­ssen. Wie gut, dass es nur die Geheimdien­ste sind, die uns beobachten.

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