Otto glaubt an die Liebe und den Humor
Blödeln, jodeln, Faxen machen: Ob beim Singen mit Udo Lindenberg, auf der Kinoleinwand oder in seinen OttifantenComics – Otto Waalkes ist seinem Humor treu geblieben. Heute wird Deutschlands bekanntester Ostfriese 65 Jahre alt.
HAMBURG Otto Waalkes heißt Otto. Für wahrscheinlich jeden Deutschen. Er ist einer, den man in vielen Situationen gerne an seiner Seite hätte: Beim lahmen Familienfest, im Stau auf der A42, während der Wurzelkanalbehandlung, an Tagen, an denen der Chef ein bisschen zu sehr Chef ist. Otto würde das hinbekommen. Er würde jodeln, hüpfen oder so knatternd lachen, wie nur er es kann. Er würde eine Frage stellen, die nichts mit der Situation zu tun hat, und sie unglaublich albern selbst beantworten. Das ist Otto Waalkes Humor seit mehr als 40 Jahren: Er blödelt sich in die Herzen der Menschen.
Geboren 1948 in Emden, kehrt Waalkes Anfang der 1970er Jahre seiner Heimat den Rücken. Mit 14 Künstlern, darunter Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen, zieht er in die Hamburger Wohngemeinschaft „Villa Kunterbunt“. Waalkes: „Wenn drei Musiker zusammenkommen, wird es immer laut. Manchmal haben andere WGMitbewohner sich beschwert: ,He, wir haben die ganze Nacht mit dem Besenstil unter die Zimmerdecke geklopft!’ ,Macht nichts’, haben wir dann gesagt, , wir waren sowieso noch auf’“.
Waalkes studiert zu dieser Zeit Kunstpädagogik, träumt aber von einer Karriere als Musiker. Weil die Plattenfirmen seine Aufnahmen ablehnen, gründen er und sein Manager Hans Otto Mertens das Label „Rüssl Räckords“und veröffentlichen 1973 Waalkes erstes Album „Otto“. Es verkauft sich mehr als eine halbe Million Mal. In einer Zeit, in der noch kein Marketingexperte darüber philosophiert, wie wichtig es ist, eine Marke zu sein, hat Otto Waalkes sich längst als solche etabliert. Er bekommt seine eigene Fernsehsendung „Otto – die Show“, zieht dafür nach Düsseldorf. Die Porgamme entstehen in langen Spaziergängen am Rhein. Es folgten weitere TVFormate, CDs und die legendären Ottifanten-Comics, ehe Waalkes 1985 ins Kinogenre wechselte: „Otto – Der Film“ist mit 14,5 Millionen Zuschauern im Erscheinungsjahr bis heute die erfolgreichste deutsche Produktion. 2004 und 2006 legt Waalkes mit seinen „7 Zwerge“-Filmen nach. Bei aller Vielfalt: Einig ist allen Waalkes-Werken die Beschaffenheit ihrer Helden.
Leicht entrückte Figuren sind das, manchmal neurotisch, immer tollpatschig. Ob „Bubi“, der kleinste unter den „7 Zwergen“, Otto aus „Otto - Der Film“oder Sid, das Riesenfaultier aus dem Computeranimationsstreifen „Ice Age“, dem Waalkes als Synchronsprecher seine Stimme leiht – sie alle hängen etwas schief in ihrem Leben. Sie sind herzensgut und liebenswert, man empfindet beim Beobachten ihrer Fehltritte kaum Spott. Otto Waalkes Figuren lacht man an, nicht aus. Das gibt ein gutes, seltenes Gefühl.
Zuhause sind Waalkes und sein Humor im Hamburger Stadtteil Blankenese, mit Blick auf die Elbe. „Für mich ist Hamburg ideal. Überall fließend Wasser, frische Luft und angenehme Menschen“, sagt der 65-Jährige. Dort malt er mittlerweile auch wieder gerne. Während sein Freund Udo Lindenberg als Farbersatz zu Eierlikör greift, grundiert Waalkes seine Werke mit Ostfriesentee. Ist das Malen eine Art Meditation? „Na ja, es ist wie Gitarrespielen. Man vergisst dabei, was man gerade tut, und manchmal wird man vom Ergebnis positiv überrascht.“Das passiert im Leben ja nicht dauernd. Erst kürzlich erzählte Waalkes in einem Interview, nach der gescheiterten Ehe mit Schauspielerin Eva Hassmann wünsche er sich vor allem, noch einmal der Liebe zu begegnen, dem zweiten großen Lebenselixier. Was, glaubt der Blödel-König Otto Waalkes, wird uns denn nun am Ende retten: Die Liebe oder der Humor? „Für mich gehört beides zusammen: Keine Liebe ohne Humor – und umgekehrt. Aber ob wir am Ende noch zu retten sind, wer weiß...“
Otto Waalkes hat in all den Jahren das Verrücktsein gepflegt, einen kindlich-naiven, vorhersehbaren, schönen Humor. Selbst wenn er über seinen eigenen Liebeskummer spricht, schickt er noch einen Witz hinterher. Manche meinen, er übertreibe damit. Sie sagen: Otto Waalkes ist der größte Blödel Deutschlands. Stimmt. Was haben wir ein Glück!