Rheinische Post

Wohnungen und Museum im Bunker?

Mobile Redaktion der Rheinische­n Post vor dem Bunker Aachener Straße: Eltern sorgen sich um Kinder von Schulen und Kita im Hof. Klaus Klinger, Verein Farbfieber, schlägt Ateliers vor, und die Bezirksver­tretung will Abrissplän­e sehen.

- VON CHRISTINE ZACHARIAS

BILK Martin Röser hatte eigentlich vor, nach Düsseldorf zu ziehen und sich mit seiner Freundin in Bilk in der Nähe der Aachener Straße eine Wohnung zu nehmen. Doch seit kurzem ist er sich nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee ist. „Ich habe gehört, hier soll demnächst eine Großbauste­lle eröffnet werden“, berichtet er. „Vielleicht suche ich mir doch besser einen anderen Stadtteil aus.“war nur einer von vielen Diskutante­n gestern bei der Mobilen Redaktion der Rheinische­n Post. Thema war der geplante Abriss des Bunkers an der Aachener Straße/Ecke Karolinger­straße. Die Emscher Bau plant, den Schutzbunk­er aus dem Zweiten Weltkrieg abzureißen und stattdesse­n an der Stelle ein Mehrfamili­enhaus mit 18 Eigentumsw­ohnungen zu errichten. Seit die Pläne durch einen RP-Bericht im Oktober vergangene­n Jahres bekannt wurden, herrscht Aufruhr im Viertel. Nachbarn sind in Sorge, was da auf sie zukommen mag. Viele fragen sich, ob der Abriss überhaupt möglich ist ohne gravierend­e Nachteile für das unmittelba­re Umfeld zu schaffen. Und manche sind auch strikt gegen den Abriss. Entspreche­nd umlagert war der Stand der Mobilen Redaktion gestern Mittag unmittelba­r vor dem Bunker. Es wurde eifrig diskutiert, auch wenn von der Abrissfirm­a beziehungs­weise dem Investor niemand gekommen war. Zu seinen Zweifeln, ob er noch nach Bilk ziehen sollte, erhielt Röser dort auch prompt eine Antwort: „Das würde ich nicht tun, das gibt hier ein riesiges Verkehrsch­aos“, ist sich

sicher, die zwei Häuser weiter wohnt. Sie fürchtet vor allem um die Kinder, die tagtäglich das Areal hinter dem Bunker besuchen. Dort im Hof befinden sich eine Dependance der Clara-SchumannMu­sikschule, der Lernort Studio, die Kita „Wawuschels“und eine Sporthalle. „Da gehen täglich mehr als 500 Kinder ein und aus, auch meine eigene Tochter. Wie soll das gehen bei laufendem Abrissbetr­ieb? Das ist doch viel zu gefährlich, wenn kleine Kinder direkt neben schwerem Gerät vorbei müssen.“Eine Vertreteri­n des Kinderspor­tvereins

pflichtet ihr bei: „Wir machen fünf Tage die Woche in der Halle Sport mit Kindern zwischen zwei und zehn Jahren. Ich habe schon Sorgen um das Wohl der Kinder, wenn hier eine große Baustelle eingericht­et wird.“Ratsherr

(SPD) erinnert daran,

Vorsteher

DJK LC Bilk

fred Abels

Martin Röser

Petra

Man-

dass „die Stadt den Bunker vor 18 Jahren bewusst erhalten wollte, ebenso wie die alte Bilker Schule im Hinterhof. Deswegen wurde das Ganze auch als Zentrum für Bildung ausgebaut, unter anderem mit der Ansiedelun­g der Musikschul­e und dem Lernort Studio. Wenn man nun etwas Neues plant, muss man die Bilker mitnehmen, denn viele identifizi­eren sich mit dem Bunker.“

vom Verein Farbfieber hat im Zuge der Aufwertung des Bunkers und seines Umfeldes damals mit fünf internatio­nalen Künstlern die Front unter dem Titel „Zeitreisen­de“bemalt. „Viele unserer Wandbilder verschwind­en ja wieder aus dem Stadtbild. Aber diese hier sollte doch erhalten bleiben“, meint der Künstler. „Mit der Thematisie­rung des Flüchtling­selends ist es ja nach wie vor aktuell.“Klinger kann sich als Alternativ­e zum Abriss künftig eine Kombinatio­n von Wohnen und Arbeiten, etwa in Form von Künstlerat­eliers, vorstellen. Abels hat noch eine andere Idee: „Warum nicht zumindest in einem Teil ein Museum einrichten, das an die Not der Menschen erinnert, die im Krieg nächtelang vor den Fliegerang­riffen Schutz suchen mussten?“Auch Anwohnerin

befürworte­t den Erhalt des Bunkers. „Da gibt es doch

Klaus Klinger

xandra Sturm

Ale-

Vorbilder in anderen Städten wie auch hier in Düsseldorf, dass man Wohnen auch in Bunkern realisiere­n kann“. Sie befürchtet, bald sogar zwischen zwei Großbauste­llen zu wohnen, wenn demnächst auch Wohnungen auf dem Gelände von Auto Becker gebaut werden. „Wir müssen die Belästigun­gen von Projekten ertragen, die dann anschließe­nd unsere Mietspiege­l hier im Viertel hochtreibe­n.“ Bezirksver­treter (CDU) ist einer der wenigen Befürworte­r des Abrisses: „Er bietet eine Chance für Wohnbebauu­ng. Ich bin sicher, dass der Abriss glatt und sauber abgeht, es gibt doch Berufsgeno­ssenschaft und Bauaufsich­tsamt, die das kontrollie­ren.“Mit Letzterem hat sich in Verbindung gesetzt. Ihm gehört das hundert Jahre alte Haus zur Rechten. Schulz befürchtet, dass ihm durch

Peter Schulz

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RP-FOTO: BERND SCHALLER

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