Studieren hinter Klostermauern
Die Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH) SVD St. Augustin der Steyler Missionare bietet einen Studienschwerpunkt, der einmalig ist in Deutschland: „Mission, Kulturen und Religionen“.
Es ist gut möglich, dass Pater Professor Doktor Bernd Werle einen sehr sympathischen Rekord hält: Der Rektor der PTH in St. Augustin bei Bonn kennt jeden seiner Studenten persönlich. Derzeit sind 152 Studierende aus 23 Nationen an der PTH eingeschrieben – sie ist eben „eine Perle in der Hochschullandschaft, die noch wenig bekannt ist“, wie die PTH selber findet. Ihren Bekanntheitsgrad allerdings möchte die PTH gerne steigern – immerhin bietet sie ein im deutschsprachigen Raum einmaliges Schwerpunktstudium „Mission, Kulturen und Religionen“an. Und auch sonst hält das Studium hinter Klostermauern einige Besonderheiten bereit.
Die PTH ist Ordenshochschule der Steyler Missionare. Bis heute wurden dort über 1000 Priester und hunderte Laien wissenschaftlich ausgebildet. Steyler Missionare leben und arbeiten in mehr als 70 Ländern auf fünf Kontinenten. Sie helfen mit beim Aufbau christlicher Gemeinden, bauen Schulen, Brunnen – und vor allem auch Brücken zwischen Kulturen und Religionen. „Im Haus leben etwa 80 Mitbrüder“, berichtet Werle. „Fast alle waren im Einsatz in der sogenannten Dritten Welt.“Beides, das Interesse an Kulturen und Religionen und Fragen weltweiter Solidarität wie auch die enge Verbindung von Spiritualität und Wissenschaft, prägen das Leben auf dem Campus.
Die PTH ermöglicht ihren Studierenden eine umfassende, staatlich und kirchlich anerkannte akademische Ausbildung. Studierende können die Abschlüsse Magister, Lizenziat und Doktorat erwerben. Aber „man muss nicht Priester werden, wenn man Theologie studiert“, betont Werle. Die Qualitäten, die das Studium an dieser kleinen, international geprägten Hoch- schule hervorbringt, der persönliche Kontakt und der Dialog der Kulturen, der Religionen, die interkulturellen Kompetenzen also wie Rücksichtnahme, Toleranz und Diskussionsoffenheit, sind auch gefragt in Industrie und Wirtschaft – etwa in der Unternehmenskommunikation.
Aber das Studium an der Ordenshochschule bietet natürlich auch vielfältige Gelegenheit, die persönliche Spiritualität zu kultivieren – etwa in der Teilnahme an Gebeten und Gottesdiensten der Hausgemeinschaft oder das Engagement in der studentischen Arbeitsgemeinschaft „Spirituali- tät und Liturgie“. 70 Prozent der Professoren sind Ordensleute aus verschiedenen Gemeinschaften – auch das ein Beispiel für die wechselseitige Durchdringung von gelebter und gelehrter Theologie.
Vermittelt werden missionsund religionswissenschaftliche Kenntnisse genauso wie ethnologische – in einer Infrastruktur auf hohem Niveau, wie Werle betont: „Durch die Anbindung an drei wissenschaftliche Institute stehen den Studierenden hervorragende Fachbibliotheken zur Verfügung – da findet sich auch etwas zum Leben der Indianer auf Feuerland...“
Obwohl die Ordenshochschule formal eine private Hochschule ist, nimmt sie keine Studiengebühren. Studieren kann an der PTH jeder – Junge und Alte, Männer und Frauen, Laien und Priesteranwärter. Unter einer Bedingung, so Werle: „Wir vertreten die Überzeugung, dass die weltweite Solidarität mit allen Menschen über den Unterschieden zwischen ihnen stehen sollte. Wir wünschen uns Studierende, die diese Sichtweise teilen.“