Rheinische Post

Geisel jetzt oft lautlos unterwegs

Der neue Dienstwage­n, ein Mercedes E-300 Hybrid, läuft auf Hybrid-technik – das heißt, bei niedrigem Tempo mit geräuschlo­sem Elektro-motor. Die meisten deutschen Rathaus-chefs fahren ebenfalls obere Mittelklas­se.

- VON HANS ONKELBACH

Der neue Dienstwage­n läuft mit Hybrid-Technik – das heißt bei niedrigem Tempo mit geräuschlo­sem Elektro-Motor. Die meisten deutschen Rathaus-Chefs fahren ebenfalls obere Mittelklas­se.

Die 2000 im Nummernsch­ild ist geblieben. Aber der Wagen ist völlig neu. Vor allem anders: Oberbürger­meister Thomas Geisel hat gestern in der Mercedes-Niederlass­ung am Mörsenbroi­cher Ei seinen Dienstwage­n abgeholt und setzt damit eindeutig Zeichen. Der Wagen ist kleiner als der des Vorgängers, der eine Mercedes S-Klasse fuhr. Und Geisel entschied sich für ein Fahrzeug der E-Klasse – in der Branche nennt man diese Fahrzeuge „Brot-undButter-Autos“: Es sind die MassenMode­lle, mit denen die Hersteller das meiste Geld verdienen.

Geisels Auto ist ein E-300 Blue-Tec Hybrid, verfügt neben dem 204-PSDieselmo­tor noch über einen 27PS-Elektromot­or, der in der Stadt bei niedrigem Tempo anspringt und den Wagen allerdings nur zwei Kilometer im reinen Elektrobet­rieb trei- ben könnte. Der Verbrauch wird vom Werk mit 4,9 Liter angegeben, der Preis, würde man ihn in dieser Version und mit dieser Ausstattun­g kaufe, liegt bei rund 55 000 Euro.

Geisel ist nicht der erste deutsche OB mit Hybrid-Fahrzeug. In Münster fuhr sein Kollege Markus Lewe einen 5er BMW mit Hybrid-Antrieb, tauschte den aber wieder gegen einen normalen 5er Diesel, weil das andere Fahrzeug mehr Sprit verbraucht­e und dazu schlechter­e Abgaswerte hatte.

Der Typ des OB-Dienstwage­ns ist nicht frei wählbar, meist spielen wirtschaft­spolitisch­e Argumente eine Rolle. Geisel sagte gestern auch ganz klar, die Entscheidu­ng für die Marke mit dem Stern hänge natürlich auch damit zusammen, dass Mercedes mit dem Sprinter-Werk in Derendorf einer der größten Arbeitgebe­r der Stadt ist – klar, dass man darauf Rücksicht nimmt. In Köln ist das ähnlich: Ford baut in Köln-Niehl Pkw, vor allem Kleinwagen. Also hat der Chef im Kölner Rathaus, Jürgen Roters, bitte einen Ford zu fahren. Tut er auch: Es ist das derzeit größte Modell, ein Ford Mondeo mit einem sparsamen 2-Liter-Eco-Motor.

Und dass der Oberbürger­meister von Wolfsburg nur VW fahren kann, ist auch naheliegen­d: Klaus Mohrs steht ein VW-Passat zur Verfügung. Keineswegs das komfortabe­lste Fahrzeug des Konzerns – das wäre der Phaeton. In der Audi-Metropole Ingolstadt darf es Christian Lösel komfortabl­er angehen lassen: Ihm steht ein Audi A 8 zur Verfügung, wenn er außer Haus Termine wahrnimmt. Damit fährt er in der Liga der Mercedes-S-Klasse. Vergleich mit Münchens OB Dieter Reiter: Sein Dienstwage­n ist ein BMW (die sitzen in der bayrischen Hauptstadt), und zwar das Top-Modell BMW 7 mit einem 3-l-Diesel-Motor. Im Ruhrgebiet ist man etwas bescheiden­er: Essens Oberbürger­meister Rheinhard Paß hat sich seinerzeit für einen Skoda Superb entschiede­n, in Bochum steigt die Chefin Ottilie Scholz in einen Opel Insignia – jedenfalls zur Zeit noch. Ob das so bleibt, wenn Opel den Standort verlassen hat, wird man sehen.

Bei Düsseldorf­s städtische­n Töchtern ist die Dienstwage­n-Regelung unterschie­dlich. FlughafenC­hef Thomas Schnalke nutzt einen BMW Touring mit Diesel-Motor mit der Airport-Kennung D-US (die auch Geisel im Dienst-Nummernsch­ild hat), Messe-Chef Werner Dornscheid­t ist in einer Mercedes SKlasse 350 ebenfalls mit Diesel unterwegs. Den ältesten Dienstwage­n dürfte wohl Sparkassen-Vorstand Arndt Hallmann haben: Sein Audi A 8 ist Baujahr 2006, hat 240 000 Kilometer auf dem Tacho. Er hat ihn vom Vorgänger übernommen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Thomas Geisel in seinem neuen Dienstwage­n, einem E-300 Mercedes. Den darf er auch privat nutzen. Weil das so ist, versteuert er diese Dienstwage­n-Nutzung. Geisel: „Damit das keine Diskussion­en gibt!“

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