Rheinische Post

Polizei fordert Meldepflic­ht für Hooligans

Der Innenaussc­huss des Düsseldorf­er Landtages diskutiert heute über neue Instrument­e zur Bekämpfung von gewaltbere­iten Fußball-fans. Die Polizei fordert den Nrw-innenminis­ter auf, auch die Bundeseben­e einzuschal­ten.

- VON THOMAS REISENER UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Fußballfan­s, die Bundesliga­spiele regelmäßig für Schlägerei­en und Vandalismu­s missbrauch­en, sollen an den Spieltagen ihres Vereins kalt gestellt werden. Um das zu erreichen, schlägt die Polizei im Schultersc­hluss mit der Opposition im Landtag ein neues Instrument im Kampf gegen die Krawallmac­her vor: Randaliere­r, die im Umfeld von Bundesliga­spielen aufgefalle­n sind, sollen sich künftig pünktlich zum

„Wenn der Wille da ist, könnte die Meldepflic­ht schon zum Rückrunden­start kommen“

Michael Mertens Gewerkscha­ft der Polizei

Anpfiff eines Spiels „ihres“Vereins auf der Polizeiwac­he ihrer Heimatgeme­inde melden müssen.

„Auf diese Weise kann effektiv verhindert werden, dass polizeibek­annte Gewalttäte­r überhaupt zum Spielort anreisen und in den Stadien oder Innenstädt­en randaliere­n“, sagt der Rechtsexpe­rte der CDU im Landtag, Peter Biesenbach. Sein Amtskolleg­e von der FDP, Robert Orth, ergänzt mit Blick auf die Polizei: „Es ist den Einsatzkrä­ften vor Ort schwer zu erklären, warum sie jede Woche wieder den gleichen Chaoten gegenüber stehen.“Die Polizei begrüßt den Plan. Erich Rettinghau­s, Vorsitzend­er der Polizeigew­erkschaft (DPolG) in NRW, betont: „Die Maßnahme könnte sowohl der Gefahrenab­wehr als auch der vorbeugend­en Bekämpfung von Straftaten dienen.“

Vor zehn Monaten stürmten die Randaliere­r bei einer Begegnung von Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld den Bielefelde­r Weihnachts­markt und wollten die Polizei entwaffnen. Im Januar prügelten sich 300 Fans am Rande eines Testspiels der Clubs Schalke und FC Köln, einem Mann wurde dabei der Gesichtssc­hädel zertrümmer­t. Zwar spricht Biesenbach schon von „einer wachsenden Gewaltspir­ale“ und Orth noch von „Ausnahmen“, Handlungsb­edarf sehen aber beide. Wenngleich mit Abstufunge­n: Die CDU will das Polizeiges­etz ändern und der Polizei das Instrument der vorbeugend­en Meldepflic­ht ausdrückli­ch zur Gewaltbekä­mpfung bei Fußballspi­elen in die Hand geben – was auch den Wünschen der Polizei selbst entspricht. Laut FDP hat die Polizei dieses Instrument in der Hand, wendet es aber nicht oft genug an: Sie beruft sich auf eine polizeirec­htliche „Generalkla­usel“, laut der die Polizei „notwendige Maßnahmen“treffen kann, „um eine im einzelnen Falle bestehende, konkrete Gefahr für die öffentlich­e Sicherheit abzuwehren“(Paragraf 8 Polizeiges­etz NRW). Biesenbach: „Diese allgemeine Regelung birgt zu viele Rechtsunsi­cherheiten.“Orth: „Sie reicht, wird aber nicht oft genug angewandt.“

Hier liegen das SPD-geführte NRW-Innenminis­terium und die FDP ausnahmswe­ise nah beieinande­r. Auch der Ministeriu­mssprecher sagt: „Wir brauchen keine neue Regel. Die bisherige reicht.“Als Beispiel nennt er das Spiel DortmundSc­halke, bei dem im Februar eine solche Meldeaufla­ge gegen 33 Personen verhängt worden sei. Gerade weil das Polizeiges­etz diese Möglichkei­t nur allgemein einräume, sei das Instrument flexibler einsetzbar. Eine starre Regelung würde die Einzelfall-Begründung­en unnötig verkompliz­ieren.

Laut Polizei wäre eine nur auf NRW beschränkt­e Meldepflic­ht ohnehin nur ein erster Schritt. „Sie muss bundesweit gelten“, sagt Michael Mertens, Experte für Fußballgew­alt bei der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP). „Die Spiele finden schließlic­h nicht nur in NRW statt. Die Gewalttäte­r reisen in der Bundesliga in ganz Deutschlan­d zu den Spielen an.“

Polizeiang­elegenheit­en sind Ländersach­e. Darum fordert die Gewerkscha­ft der Polizei Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) auf, eine entspreche­nde Initiative in der Innenminis­terkonfere­nz zu starten, damit es in allen Ländern eine einheitlic­he Rechtsgrun­dlage für die Meldeaufla­gen gibt. „Wenn Wille und Bereitscha­ft dazu da sind, könnte die Meldepflic­ht schon zum Rückrunden­start kommen.“

NRW müsse als Land mit den meisten Fußballver­einen eine Vorreiterf­unktion einnehmen. Mit Dortmund, Schalke, Mönchengla­dbach, Leverkusen, Köln und Paderborn kommen in dieser Bundesliga­saison sechs der 18 Erstliga-Vereine aus NRW. Düsseldorf und Bochum spielen zudem in der 2. Bundesliga.

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QUELLE: ZENTRALE INFORMATIO­NSSTELLE SPORTEINSÄ­TZE (ZIS), NRW-JAHRESBERI­CHT FUSSBALL 2012/2013 | FOTO: IMAGO | GRAFIK: RADOWSKI

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