Rheinische Post

Willicher Babyleiche gibt Rätsel auf

Die Polizei wertet Hinweise von Bürgern aus, Dna-tests gibt es vorerst nicht.

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WILLICH (vpa/dpa) Nach dem Fund eines toten Säuglings in einem Bach in Willich fehlt von der Mutter weiterhin jede Spur. Laut Mitteilung der Polizei Mönchengla­dbach ermittele eine Mordkommis­sion. Die Untersuchu­ng der stark verwesten Leiche hatte ergeben, dass der Säugling zuvor lebensfähi­g gewesen war. Äußere Verletzung­en konnten nach Aussage von Rechtsmedi­zinern nicht festgestel­lt werden. Auch die Todesursac­he ist weiterhin unklar. Die Mordkommis­sion hofft auf weitere Zeugen. „Wir haben Hinweise aus der Bevölkerun­g erhalten, die derzeit geprüft werden“, sagte ein Polizeispr­echer. Ein DNA-Test sei derzeit noch nicht vorgesehen. Beim Fund einer Babyleiche im März in Krefeld hatte es einen Massen-Gentest gegeben.

Zwar sind Fälle des sogenannte­n Neonatizid­s – der Tötung eines neugeboren­en Kindes – in Deutschlan­d sehr selten, sie sorgen jedoch meist für großes Aufsehen. Schwangere­n Frauen ist es mittlerwei­le möglich, ihr Kind anonym in einem Krankenhau­s zur Welt zu bringen. Dennoch werden immer wieder getötete Säuglinge aufgefunde­n. Traudel Pothen-Salvati, Psychologi­n bei der Schwangere­nberatung der Düssel- dorfer Diakonie, meint: „Wenn Frauen es in eine Beratung geschafft haben, kommt es meistens nicht zum Neonatizid.“Nach ihrer Erfahrung ist die Tötung eines Neugeboren­en durch die Mutter ein Akt der Verzweiflu­ng. „Wahrschein­lich hat die betroffene Frau die Schwangers­chaft verdrängt. Sie sieht sich vielleicht einer aus ihrer Sicht ausweglose­n Situation gegenüber.“

Seit dem 1. Mai dieses Jahres ist das Gesetz zur Regelung der vertraulic­hen Geburt in Kraft. In dem Verfahren geben sich die Frauen ein Pseudonym. Die Abrechnung der Klinikleis­tung erfolgt dann über das Bundesamt für Familie und zivilgesel­lschaftlic­he Aufgaben. „Den Echtnamen der Frau kennt nur die Beraterin“, sagt Pothen-Salvati. Sie sorgt dafür, dass die Daten sicher hinterlegt werden. Mit 16 Jahren hat das Kind die Möglichkei­t, seine Herkunft zu erfahren.

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FOTO: POLIZEI In dieser Tasche wurde die Baby-Leiche gefunden.

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