Rheinische Post

„Landesverb­and muss bittere Niederlage analysiere­n“

Die Spd-generalsek­retärin spricht über den desaströse­n Ausgang der Landtagswa­hl in Thüringen und die schlechte Wahlbeteil­igung.

- EVA QUADBECK FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Zieht die Bundes-SPD eine Lehre aus dem Desaster von Thüringen? FAHIMI Jede Wahl verläuft in einem spezifisch­en Umfeld. In Thüringen standen die Sozialdemo­kraten vor einer sehr schwierige­n Ausgangssi­tuation, weil sie nur die drittstärk­ste Kraft waren. Es ging dort nur um die Frage, ob die CDU oder die Linke künftig mit der SPD regiert. Vielleicht hat sich die SPD in Thüringen verspekuli­ert mit der Entscheidu­ng, ohne klare Koalitions­aussage in den Wahlkampf zu gehen. Unsere Partei war in dieser Frage aber ein Spiegelbil­d der Stimmungsl­age in Thüringen. Mitten durch die Wählerscha­ft geht ein Riss, die einen wollen eine konservati­v geführte, die anderen eine sozialrefo­rmerische Landesregi­erung. Dafür haben wir den Preis gezahlt. Welche Konsequenz­en sollte die SPD aus der Wahl in Thüringen ziehen? FAHIMI Der Landesverb­and muss jetzt diese bittere Niederlage analysiere­n und beraten, welche Konse- quenzen angemessen sind. Thüringen braucht dafür keine Ratschläge aus Berlin. Ist es besser, den Wählern klar zu sagen, welche Koalition man anstrebt? FAHIMI Die Parteienla­ndschaft in Deutschlan­d verändert sich gerade dramatisch. Klarheit schafft dabei sicherlich Orientieru­ng. Ich empfehle deshalb, in Wahlkämpfe­n auf ein Programm zu setzen, das sich vom Angebot der anderen Parteien unterschei­det. Was nicht einfacher dadurch wird, dass viele Parteien, von der CDU bis zur Linksparte­i, versuchen, sich zu sozialdemo­kratisiere­n. Nur jeder Zweite ist zur Wahl gegangen. Liegt es in der Hand der Parteien, die Wahlbeteil­igung zu steigern? FAHIMI Es liegt nicht allein in der Hand der Parteien, aber wir können auch einiges tun, die Beteiligun­g an Wahlen zu erleichter­n. Ich finde, wir könnten den klassische­n Wahltag stärker hinterfrag­en und Möglichkei­ten schaffen, die Stimmabgab­e stärker in den Alltag der Bürger einzubinde­n. Ich könnte mir vorstellen, Wahlen stärker zu bündeln. Weshalb Bürgermeis­ter und Land- räte unabhängig von den Kommunalpa­rlamenten gewählt werden sollten, hat mir noch nie eingeleuch­tet. Sollte die Bundestags­wahl nur noch alle fünf Jahre stattfinde­n? FAHIMI In vielen Bundesländ­ern haben wir die fünfjährig­en Wahlperiod­en bereits, deshalb finde ich eine solche Idee für die Bundeseben­e zumindest erwägenswe­rt.

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