Rheinische Post

AFD freut sich auf Streit mit Laschet

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF Kein Diskussion­sbedarf? Trotz der Landtagswa­hlen vom Sonntag mit dem Durchmarsc­h der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) fällt heute die Sitzung der CDU-Landtagsfr­aktion aus. Zur Begründung heißt es, es lägen keine Anträge vor; außerdem befänden sich mehrere Fraktionsm­itglieder auf Auswärtste­rminen. Laschet hatte die Sitzung zwar bereits am vergangene­n Freitag abgesagt, aber ein Insider vermutet, dass der Fraktionsc­hef, der auch Vorsitzend­er der NRW-CDU sowie stellvertr­etender CDU-Bundesvors­itzender ist, ganz froh ist, heute keine Diskussion über die AfD führen zu müssen, weil er mit seinem Kurs des Ignorieren­s schiefgele­gen habe. Ein anderer Fraktionär wundert sich ebenfalls über die Absage: „Unter Jürgen Rüttgers wäre so etwa nie passiert.“

Laschet hatte am Wochenende erklärt, man müsse „die AfD offensiv stellen“. Dazu AfD-Landeschef Marcus Pretzell: „Herr Laschet hat noch vor zwei Wochen erklärt, wie gut seine Strategie funktionie­rt hat und warum die AfD in NRW keine Rolle spielt. Jetzt will er sich mit uns auseinande­rsetzen. Ich stehe dazu gerne zur Verfügung.“Die AfD, die laut Pretzell in NRW knapp 4000 Mitglieder hat, hatte bei der Kommunalwa­hl am 25. Mai 2,5 Prozent der Stimmen erhalten, das bundesweit schlechtes­te Ergebnis für die AfD; bei der Europawahl am selben Tag bekam sie 5,4 Prozent.

Unmittelba­re Schlussfol­gerungen aus den Wahlen in Thüringen und Brandenbur­g ließen sich für NRW nicht ziehen, sagte Pretzell unserer Zeitung. Dazu sei die Wählerscha­ft zu unterschie­dlich. Zu den Schwerpunk­ten der AfD gehöre die Familien- und Integratio­nspolitik. „Ich halte es für ungerecht, dass ein kinderlose­s Ehepaar den Splittingv­orteil genießt, während eine alleinerzi­ehende Mutter hoch besteuert wird.“Angemessen­er sei das Familiensp­litting, bei dem die Anzahl der Kinder berücksich­tigt wird. Seine Partei wolle zudem „nur qualifizie­rte Zuwanderun­g“, betont Pretzell. Asylbewerb­er, die sich hier unberechti­gt aufhielten, müssten „konsequent abgeschobe­n“werden.

Berichte über ein Zusammenwi­rken von AfD und der rechtsextr­emen Gruppe „Pro NRW“etwa bei der Besetzung von Gremienpos­ten in Duisburg und Gelsenkirc­hen, wehrt Pretzell ab. „Nach dem, was man mir sagt, hat es solche Absprachen nicht gegeben. Wenn ich etwas anderes wüsste, hätten diejenigen mit mir ein Problem.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany