Schiedsrichter geloben Besserung
Ein kaputtes Headset hat die Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Augsburg entscheidend beeinflusst.
FRANKFURT/MAIN Die Torlinientechnik soll kommen, der Videobeweis steht auch schon auf der Agenda – doch derzeit funktioniert in der Fußball-Bundesliga noch nicht einmal die einfachste Technik. Weil das Headset des Vierten Offiziellen kaputt war, wurde Eintracht Frankfurt am Sonntag in der Partie gegen den FC Augsburg (0:1) ein glasklarer Elfmeter verweigert. Eine Blamage für die Deutsche Fußball Liga (DFL) und den DFB.
Wie es zu der gravierenden technischen Panne kommen konnte, muss nun geklärt werden. Der Frankfurter Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen schloss einen Protest zwar aus, die Eintracht will den für die Unparteiischen zuständigen DFB aber um eine Stellungnahme bitten. Die SchiedsrichterKommission hat bereits reagiert und kündigte Konsequenzen an.
„Ich denke, dass war eine sehr unglückliche und ärgerliche Situation, aber doch auch eine Ausnahme“, sagte Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel: „Dennoch werden wir gemeinsam mit den BundesligaSchiedsrichtern darüber sprechen und versuchen, Wege zu finden, um auch solche Vorgänge in Zukunft möglichst auszuschließen.“
Das Unheil hatte in der 16. Minute beim Stand von 0:0 seinen Lauf genommen. Der Frankfurter Stürmer Vaclav Kadlec wurde wenige Meter vor dem Augsburger Tor von Dominik Kohr derart heftig am Trikot gezogen, dass er es fast verlor. Doch Schiedsrichter Manuel Gräfe und Assistent Guido Kleve an der Seitenlinie übersahen das Foul.
Nicht so Patrick Ittrich. Der Vierte Offizielle erkannte das Vergehen und vermeldete es via Headset an seine Kollegen. Doch die konnten den 35 Jahre alten Polizeibeamten nicht hören. Das technische Hilfsmittel war defekt, erst nach der Szene wurde es ausgetauscht. Warum Ittrich nicht auf andere Weise auf sich aufmerksam machte, konnte auch Helmut Krug nur schwer nachvollziehen. „Wenn er merkt, dass er nicht zum Schiedsrichter durchkommt, muss er auf dem schnellsten Wege zum Assistenten und auf sich aufmerksam machen“, sagte der DFL-Schiedsrichterexperte bei „Sky“.
Fandel nahm Ittrich in Schutz. Er habe „in dieser turbulenten Situati- on“zunächst nicht gewusst, „dass eine Störung seines Funks vorlag“, sagte der Funktionär: „Er musste also davon ausgehen, dass Manuel Gräfe trotz seines Hinweises die Situation anders bewertet und daher nicht auf Strafstoß entschieden hatte.“Laut Krug müsse man nun überlegen, wie der Vierte Offizielle in solch einer Situation auf sich auf- merksam machen kann. Am Frust des früheren FIFA-Referees änderte die Aussicht auf Besserung aber erst einmal nichts: „Dass die Technik versagt, ist schon vorgekommen. Aber dass es in so einer Situation passiert, ist fatal und ärgerlich.“
Immerhin bewies Gräfe Größe und entschuldigte sich nach dem Abpfiff bei Eintracht-Trainer Tho- mas Schaaf. „Ich habe sie angenommen“, sagte Schaaf. Auch bei Frankfurts Kapitän Kevin Trapp kam die Geste gut an: „Das rechne ich ihm hoch an.“