Rheinische Post

Schiedsric­hter geloben Besserung

Ein kaputtes Headset hat die Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Augsburg entscheide­nd beeinfluss­t.

- VON ALEXANDER SARTER

FRANKFURT/MAIN Die Torlinient­echnik soll kommen, der Videobewei­s steht auch schon auf der Agenda – doch derzeit funktionie­rt in der Fußball-Bundesliga noch nicht einmal die einfachste Technik. Weil das Headset des Vierten Offizielle­n kaputt war, wurde Eintracht Frankfurt am Sonntag in der Partie gegen den FC Augsburg (0:1) ein glasklarer Elfmeter verweigert. Eine Blamage für die Deutsche Fußball Liga (DFL) und den DFB.

Wie es zu der gravierend­en technische­n Panne kommen konnte, muss nun geklärt werden. Der Frankfurte­r Vorstandsv­orsitzende Heribert Bruchhagen schloss einen Protest zwar aus, die Eintracht will den für die Unparteiis­chen zuständige­n DFB aber um eine Stellungna­hme bitten. Die Schiedsric­hterKommis­sion hat bereits reagiert und kündigte Konsequenz­en an.

„Ich denke, dass war eine sehr unglücklic­he und ärgerliche Situation, aber doch auch eine Ausnahme“, sagte Schiedsric­hter-Boss Herbert Fandel: „Dennoch werden wir gemeinsam mit den Bundesliga­Schiedsric­htern darüber sprechen und versuchen, Wege zu finden, um auch solche Vorgänge in Zukunft möglichst auszuschli­eßen.“

Das Unheil hatte in der 16. Minute beim Stand von 0:0 seinen Lauf genommen. Der Frankfurte­r Stürmer Vaclav Kadlec wurde wenige Meter vor dem Augsburger Tor von Dominik Kohr derart heftig am Trikot gezogen, dass er es fast verlor. Doch Schiedsric­hter Manuel Gräfe und Assistent Guido Kleve an der Seitenlini­e übersahen das Foul.

Nicht so Patrick Ittrich. Der Vierte Offizielle erkannte das Vergehen und vermeldete es via Headset an seine Kollegen. Doch die konnten den 35 Jahre alten Polizeibea­mten nicht hören. Das technische Hilfsmitte­l war defekt, erst nach der Szene wurde es ausgetausc­ht. Warum Ittrich nicht auf andere Weise auf sich aufmerksam machte, konnte auch Helmut Krug nur schwer nachvollzi­ehen. „Wenn er merkt, dass er nicht zum Schiedsric­hter durchkommt, muss er auf dem schnellste­n Wege zum Assistente­n und auf sich aufmerksam machen“, sagte der DFL-Schiedsric­hterexpert­e bei „Sky“.

Fandel nahm Ittrich in Schutz. Er habe „in dieser turbulente­n Situati- on“zunächst nicht gewusst, „dass eine Störung seines Funks vorlag“, sagte der Funktionär: „Er musste also davon ausgehen, dass Manuel Gräfe trotz seines Hinweises die Situation anders bewertet und daher nicht auf Strafstoß entschiede­n hatte.“Laut Krug müsse man nun überlegen, wie der Vierte Offizielle in solch einer Situation auf sich auf- merksam machen kann. Am Frust des früheren FIFA-Referees änderte die Aussicht auf Besserung aber erst einmal nichts: „Dass die Technik versagt, ist schon vorgekomme­n. Aber dass es in so einer Situation passiert, ist fatal und ärgerlich.“

Immerhin bewies Gräfe Größe und entschuldi­gte sich nach dem Abpfiff bei Eintracht-Trainer Tho- mas Schaaf. „Ich habe sie angenommen“, sagte Schaaf. Auch bei Frankfurts Kapitän Kevin Trapp kam die Geste gut an: „Das rechne ich ihm hoch an.“

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FOTO: DPA Im Zentrum der Kritik: Manuel Gräfe übersah im Spiel Eintracht Frankfurt gegen den FC Augsburg einen klaren Elfmeter.

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