Rheinische Post

Thomas Schmidberg­er sichert sich in Peking den Wm-titel

- VON TINO HERMANNS

Im Tischtenni­s ist China die unangefoch­tene Weltmacht Nummer eins. Das haben auch die Nationalsp­ieler der Borussia schon öfter leidvoll erfahren müssen. Und wenn dann eine Weltmeiste­rschaft auch noch in der chinesisch­en Hauptstadt Peking ausgetrage­n wird, was soll man dann gegen die Kombinatio­n aus Spielkultu­r und Heimvortei­l machen?

Einfach gewinnen – so wie es Borussias Rollstuhl-Tischtenni­sspieler Thomas Schmidberg­er zusammen mit seinem Nationalma­nnschaftsk­ameraden Thomas Brüchle (Lindau/Bodensee) bei der Para-WM, also der Weltmeiste­rschaft für Menschen mit Behinderun­g, im Mannschaft­swettbewer­b der Wettkampfk­lasse 3 machten. „Ich bin der glücklichs­te Mensch der Welt“, sagte Schmidberg­er freudestra­hlend. Mehr Worte hatte er auch nicht nötig gehabt, um seine Gefühle nach dem gewonnen Endspiel zu beschreibe­n.

Das Duo hatte es während des Finales sehr spannend gemacht. Erst das allerletzt­e Einzel brachte die Entscheidu­ng zugunsten der deutschen Vertreter. Sowohl Schmidberg­er als auch Brüchle hatten gegen den Einzelwelt­meister Feng Panfeng verloren, gewannen jedoch mit einer tollen Leistung das Doppel und schlugen beide die chinesisch­e Nummer zwei, Zhai Xiang, zum Endstand von 3:2 für Deutschlan­d. Das bedeutete den Titel für den Düsseldorf­er.

Im Einzelwett­bewerb war Schmidberg­er final noch am Weltrangli­stenersten Feng Panfeng ge- scheitert. Das 0:3 (4:11, 8:11, 7:11) des Borussen war aber wenigstens Silber wert. Schmidberg­ers doppeltes Edelmetall war jedoch nicht die einzige Medaillena­usbeute der Borussia bei der Tischtenni­s-ParaWM. Für die zweite Teammedail­le eines Borussia-Akteurs sorgte Stephanie Grebe. Zusammen mit Juliane Wolf (TSF Heuchelhei­m Offenburg) verlor sie zwar das Finale gegen die übermächti­gen Chinesinne­n, die beiden Deutschen dürfen sich aber über die verdiente Silbermeda­ille freuen.

Schon in der Gruppenpha­se waren die Deutschen auf Jingdian Mao, Mengyi Pan und Rui Wang getroffen. Dort hatten sie den späteren Teamweltme­isterinnen zumindest ein Match abgetrotzt und letztlich mit 1:3 verloren. Das Finale ging mit 0:3 verloren. „Das war zwar eine kla- re Niederlage, aber das ist mir im Moment total egal“, erklärte Grebe. „Jetzt wird erst einmal gefeiert.“Grebe wurde ohne Hände und ohne rechten Unterschen­kel geboren. Sie hatte sich auch im Einzelwett­bewerb der WK 6 (schwerste Behinderun­g stehender Sportler) ins Finale gespielt und nach dem 0:3 (11:13, 4:11, 3:11) gegen die Kroatin Sandra Paovic ihr erstes Silber entgegen nehmen dürfen.

Der amtierende Paralympic­sChampion der WK 7 (starke Behinderun­g an Armen und Beinen) Borussias Jochen Wollmert war bereits im Achtelfina­le gegen Jean-Paul Montanus aus den Niederland­en mit 2:3 (6:11, 11:8, 11:8, 6:11, 9:11) knapp gescheiter­t. „Bei 9:9 im Fünften habe ich beim Aufschlag was versucht, aber Montanus hatte eine bessere Antwort“, resümierte Woll- mert hinterher. Borussias RollstuhlT­ischtennis­bundesliga­spielerin Sandra Mikolasche­k zog derweil im Viertelfin­ale gegen die starke Serbin Matic den Kürzeren.

Mit zwei Gold-, vier Silber- und zwei Bronzemeda­illen wurde das deutsche Ergebnis der Para-WM 2010 in Korea sowohl qualitativ als auch quantitati­v übertroffe­n und sorgte für entspreche­nd gute Laune bei Bundestrai­ner Volker Ziegler.

„Wenn es nach unseren Träumen gegangen wäre, hätten wir natürlich in allen Wettbewerb­en Medaillen geholt, und hätten alle knappen Spiele gewonnen. Mit etwas mehr Realitätss­inn betrachtet haben wir aber eine überragend­e WM gespielt und vergebene Medaillenc­hancen an anderer Stelle mehr als kompensier­t“, sagte der Headcoach zufrieden.

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FOTO: DPA Thomas Schmidberg­er, hier bei den Paralympic­s 2012 in London.

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