Schaurig-schön: Lesestunde mit Matthias Brandt
(ach) Hitchcocks Film-Klassiker „Die Vögel“kennt fast jeder, und wenn Schauspieler Matthias Brandt und Musiker Jens Thomas die Romanvorlage beim Düsseldorf Festival live interpretieren, ist der Schauer noch unmittelbarer. Stellvertretend für die Bedrohung einer ganzen Nation steht eine Familie und der Kampf des Vaters um deren Überleben. Früh ahnt er, dass das Verhalten der Vögel nicht normal ist, beobachtet misstrauisch, wie sie sich zu Hunderttausenden vor seiner Farm formieren.
Immer heftiger werden die Angriffe zunächst kleinerer Vögel, dann von Krähen und Dohlen, Möwen und Seeraben, schließlich von Bussarden und Habichten. Mit der Präzision von Maschinen fallen sie über die Menschen her. Verzweifelt versucht der Vater, das einsame Haus gegen die Angriffe zu schützen, vernagelt Fenster, verstopft die Kamine. Doch das Crescendo der Bedrohung wird mit jedem Klopfen, Hacken, Kreischen und Flügelschlagen der Vögel greifbarer, immer fürchterlicher und gezielter werden die Attacken. Trotz Verbarrikadierung dringen sie in das Haus ein, traktieren die Familie mit ihren Schnäbeln, nachdem sie schon die Nachbarn getötet haben. Das Ende bleibt offen.
Der Schauspieler Matthias Brandt ist ein Stimmvirtuose, flüsternd und Böses ahnend, mal lauernd, mal beschwichtigend, reißt er die Zuschauer mit in den Strudel eines scheinbar aussichtslosen Kampfes. Kongenial begleitet wird er von Jens Thomas, der gleichzeitig Klavier und Gitarre spielt, dazu singt, gurrt und zischt. Ein spannungsgeladener Abend war das mit zwei Vorstellungen hintereinander – belohnt von tosendem Beifall.
Heute Abend gibt es weitere drei Veranstaltungen im Düsseldorf Festival. www.duesseldorf-festival.de
„Die Oper hatte ich noch nie zusammenhängend gesehen und muss jetzt sagen: Ich habe mich gern anstrengen lassen. Das war witzig und humorvoll. Mit der Kombination von Musik und Animation wurde eine ganz eigene Welt geschaffen. Mich begeisterten auch die Tierfiguren. Manche Details kann man hinterfragen, etwa die Filmästhetik.“
Eckert:
„Beeindruckende Musik, unruhige Optik. Ich empfand die Bilder überfordernd. Diese ständige Flut wirkte auf mich eher unangenehm, sie hat einen von der Musik entfernt. Mich strengte die Animationsästhetik an. Dennoch werde ich mich künftig wohl damit auseinandersetzen. Ich machte mir Notizen, die mich weiterführend interessieren.“
Irrgang:
„Ich bin überrascht. Wer etwas Besonderes erleben will, muss das sehen. Mich haben die Bilder regelrecht verfolgt, ständig formierten sie sich neu, das Surreale und das Echte verschmolzen miteinander. Dieses Zusammenspiel hat mich geflasht. Wenn jemand keine Opernerfahrung hat, ist diese Inszenierung ein guter Einstieg, sich der Klassik zu nähern.“
Rasche:
„Auf meine erste Premiere als Opernscout habe ich mich doppelt gefreut – weil es ein Anfang mit Mozart war. Ich bin begeistert, die Inszenierung enthielt viel mehr als bloß Comic-Elemente und ist gerade für junge Menschen empfehlenswert. Die ,Königin der Nacht’ war einfach bezaubernd, das Duett von Papageno und Papagena hinreißend.“
Graw: