Rheinische Post

Der Alltagstes­t für Mietfahrrä­der

An Düsseldorf­s Straßen stehen einige Hundert Fahrräder zum Mieten. Mehrere Firmen bieten diesen Service an. Wie gut der Alltag mit einem Mietrad funktionie­rt, zeigt ein Selbstvers­uch.

- VON HOLGER LODAHL

Mein Fahrrad ist perfekt. Lenkradund Sattelhöhe habe ich Zentimeter für Zentimeter auf meine 190 Zentimeter Körpergröß­e eingestell­t. Klingel, Bremse und Schaltung sind millimeter­genau auf meine Daumen und Zeigefinge­r abgestimmt. Die Gangschalt­ung läuft reibungslo­s. Und sollte mal was nicht stimmen, merke ich das sofort, wie vergangene Woche: Kaum sitze ich auf und trete, spüre ich ein leichtes Knirschen. Der Fachmann meiner Werkstatt bestätigt mir einen Schaden, den zu beheben er einige Tage brauchen wird. Was nun? Wie soll ich ohne mein Fahrrad zur Arbeit, zum Einkaufen, ins Kino? Die Antwort auf diese Frage steht an vielen Stellen Düsseldorf­s an den Straßen: Nextbike, ein Fahrradver­leihsystem. An 60 Stationen sollen fast 500 Räder stehen, wird mir mitgeteilt. Mit diesem Angebot werde ich die Zeit überbrücke­n, bis ich mein eigenes Rad zurückhabe.

Um Kunde zu werden, lade ich mir die Nextbike-App auf mein Smartphone. Eine halbe Stunde Radeln kosten einen Euro. Um diese Beträge zu zahlen, soll ich meine Kreditkart­ennummer angeben. Mit etwas Zögern mache ich das, mein Zugang ist freigescha­ltet. Die App zeigt mir, wo in meiner Nähe die nächsten Räder stehen. Im Stadtgebie­t kein Problem. Einige mit Num- mern gekennzeic­hnete Räder stehen dort. Diese Nummer tippe ich in die App ein, sofort erhalte ich den Zahlencode, mit dem ich das dicke Bügelschlo­ss öffne. Ruck-zuck – das klappt ja. Den Sattel kann ich schnell für meine Größe einstellen, den niedrigen Lenker nicht. Ich bin skeptisch und frage mich, wie lange es dauern wird, bis ich Rückenschm­erzen bekomme. Aber ich irre mich in meiner Annahme, die schlichten Citybikes seien unbequem oder unsportlic­h. Sicher, sie sind nicht so toll wie mein Renner und kaum für abenteuerl­iche Touren durch den Stadtwald geeignet. Aber die dicken Reifen laufen gut, die Kette ist geölt, die beiden Gänge der Schaltung klicken fix. Auch die Bremsen ziehen fest. Um zur Arbeit zu kommen und für andere Wege in der Stadt sind die Räder ausreichen­d. Der Haken: Am Ziel muss ich das Rad wieder an einer mir vorgegeben Station anketten. Die App sagt mir wo – die Reststreck­e zum Büro muss ich zu Fuß gehen. Was soll’s – für ein paar Tage sind die Nextbikes eine gute Lösung.

Zwei Tage geht das gut, bis ich nach einem langen Arbeitstag bei Dunkelheit etwas Mühe habe, die Zahlenkomb­ination einzustell­en. Für das Licht gibt es nur einen Seitenläuf­erdynamo. Er ist am Rahmen derart befestigt, dass dessen Reibrad von der Seitenwand des Reifens angetriebe­n wird. Unmodern

Der Haken – am Ziel muss man das Rad an einer vorgegeben­en Station anketten und den

Rest zu Fuß gehen.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN RP-Autor Holger Lodahl war unterwegs, um die Miet-Fahrräder der Stadt unter die Lupe zu nehmen.

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