In Hanau öffnet Deutschlands erstes Hallenbad für Hunde.
Ein ehemaliger Lkw-fahrer nimmt in Hanau Hunden die Angst vorm Wasser. Das Herumtollen in den Edelstahlbecken ist sicherer als in einem See oder Fluss. Die Nachfrage nach dem ungewöhnlichen Angebot ist groß.
HANAU (dpa) Der riesige Markt an Dienstleistungen der Kategorie „Alles für den Hund“ist um eine kuriose Einrichtung reicher: In Hanau hat vor kurzem ein Hunde-Hallenbad eröffnet. In dieser Art sei es das erste in Deutschland, sagt Inhaber Helmut Füzy. Früher hat der 57-Jährige als Lastwagenfahrer gearbeitet. „Das ist aber nicht mein Traumjob gewesen. Und beim Fahren hat man viel Zeit zum Nachdenken.“Dabei kam dem Hundebesitzer irgendwann die Idee für ein HundeSchwimmbad.
„Hier kann man alles steuern und den Hunden die Angst vor dem Schwimmen nehmen“Martina Meyer Hundebesitzerin
Dass Füzy mit seinem ungewöhnlichen Geschäftskonzept scheitert und die Investition in fünfstelliger Höhe sich nicht auszahlt, steht kaum zu befürchten. „Es waren seit der Eröffnung Anfang August schon einige hundert Leute hier. Die Besucherzahlen steigen. Und ich habe noch nicht einmal Werbung gemacht“, sagt Füzy.
In der Halle eines ehemaligen Getränkemarktes in einem Gewerbegebiet im Stadtteil Klein-Auheim hat er drei Edelstahlbecken von je zehn Metern Länge installiert, mit Wassertiefen von 40, 60 und 80 Zentimetern. Die Badetemperatur im „Aquabello“beträgt 22 Grad. Der Vorteil für Herrchen und Frauchen dort: Sie können ihre Lieblinge kontrolliert schwimmen lassen. „Da lauern keine Gefahren wie in Seen oder Flüssen. Keine Strömung, kein Sog von Schiffen. Ganz zu schwei- gen davon, dass das Baden auch nicht überall erlaubt ist.“
Bei den Gästen – Vier- und Zweibeinern – kommt der Badespaß gut an. „Ich bin zum ersten Mal hier und komme bestimmt wieder. Man trifft auch andere nette Hundebesitzer“, sagt Monika Gurmann beim Föhnen ihrer kleinen Yorkshire-Mischlingshündin Baffy. Im „Aquabello“gibt es – ähnlich wie in einem richtigen Schwimmbad – Duschen und Trocken-Stationen für die Hunde. Einen Föhn und trockene Kleidung kann Martina Meyer gebrauchen. Nachdem ihre Vierbeiner Ayasha (4) und Fae (1) im Wasser waren, sieht die Hundehalterin nicht aus, als sei sie nur neben dem Becken hergelaufen. Sie ist komplett durchnässt, weil ihre beiden Golden Retriever so wild herumgetollt sind. „Im Schwimmbad kann man alles besser steuern und den Hunden die Angst vor dem Schwimmen nehmen“, sagt sie.
Für Experten kommt das HundeHallenbad nicht überraschend. „Hunde werden immer mehr zum festen Bestandteil der Familie. Und was der Mensch sich gönnt, lässt er auch dem liebsten Tier zukommen: Friseur- und Schwimmbadbesuche beispielsweise. Gerade Wellness für Tiere ist auf dem Vormarsch“, sagt Norbert Holthenrich, Präsident des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe. Steffi Schmidt (26) gehört zu den Haltern, die ihrem Tier nur das Beste angedeihen lassen wollen: Sie ist mit ihrem Hund Romeo aus dem nahen Frankfurt zum „Aquabello“gefahren. Schmidt führt den Hund aus gesundheitlichen Gründen ins Wasser. Ihr Mischling leidet an einer Hüfterkrankung. Der Tierarzt empfahl ihr, den Hund schwimmen zu lassen. „Hier kann er unbehelligt seine Bahnen ziehen.“Das Schwimmen im Hunde-Hallenbad sei für sie eine günstige Alternative zu vergleichbaren Angeboten von Hunde-Physiotherapeuten, erklärt sie.
Hallenbad-Besitzer Helmut Füzy wirkt so, als hätte er einen Job gefunden, der ihm Spaß bereitet. „Den Hunden beim Spielen zuzuschauen – da geht einem das Herz auf. Da gibt’s Hunde, die springen meterweit und tauchen nach Ringen.“Ins „Aquabello“kommen seinem Bekunden nach sogar Gäste, die gar keinen Hund zum Schwimmen ausführen wollen. „Die sitzen bei einem Getränk hier und schauen dem Treiben zu“, berichtet der Bad-Betreiber begeistert. Einer der amüsierten Beobachter ist sein Bruder Hans Füzy. Er hat an der Theke Platz genommen und sagt genüsslich: „Das ist hier besser als Fernsehen.“