Rheinische Post

Seehofer attackiert Gauck wegen Flüchtling­svergleich­s

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BERLIN (may-) In ungewöhnli­ch scharfer Form hat CSU-Chef Horst Seehofer Bundespräs­ident Joachim Gauck attackiert. „Ich finde diese Diskussion nicht angezeigt“, sagte er zu Gaucks Appell für einen großzügige­ren Umgang mit Flüchtling­en. Das Staatsober­haupt hatte im Gedenken an die Vertreibun­g von Millionen Deutschen gesagt, er wünsche, „die Erinnerung an die geflüchtet­en und vertrieben­en Menschen von damals könnte unser Verständni­s für geflüchtet­e und vertrieben­e Menschen von heute vertiefen“. Seehofer entgegnete, dass Heimatvert­riebene „solche Vergleiche nicht gerne hören“. Die Fluchtursa­chen seien heute andere. Jetzt gehe es um „massenhaft­en Asylmissbr­auch“, dem mit mehr Rückführun­gen begegnet werden müsse.

„Fast ekelhaft“sei das Verhalten Seehofers, sagte Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth (Grüne). SPD-Generalsek­retärin Yasmin Fahimi mahnte, Politiker sollten ihre Worte wohl wägen und nicht wie Seehofer Ressentime­nts schüren, gerade in Zeiten, wo sich „mancherort­s brutaler Protest gegen Flüchtling­e zusammenro­ttet“.

Damit spielte sie auf die sich zuspitzend­e Situation vor der Flüchtling­sunterkunf­t im sächsische­n Freital bei Dresden an. Dort hatten sich den dritten Abend in Folge Gegner des Asylbewerb­erheimes vor einem ehemaligen Hotel versammelt. Es gab zudem Aufrufe mit rassistisc­hem Unterton und indirekten Gewaltdroh­ungen. Auch Demonstran­ten, die die Flüchtling­e schützen wollten, zogen vor das Haus. Menschen wurden durch Flaschenwü­rfe verletzt.

Sachsens Ministerpr­äsident Stanislaw Tillich (CDU) sagte bei einem Besuch der Einrichtun­g, diese Geschehnis­se seien nicht akzeptabel. Es gebe die Pflicht, Menschen, die Schutz suchten, anständig zu behandeln. Dazu gehöre auch eine entspreche­nde Unterkunft.

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