Rheinische Post

Treffen zweier Titelkandi­daten

Die deutschen Fußballeri­nnen treffen im WM-Viertelfin­ale auf die hoch gehandelte­n Französinn­en.

- VON JANA LANGE UND NIKOLAS SCHMITZ

MONTREAL (sid) Den Hallen-Hexenkesse­l im frankophil­en Montreal zum Schweigen bringen, mit Offensivfu­ßball einen der größten WMWidersac­her bezwingen und so den Titeltraum am Leben halten: Der Masterplan der deutschen Fußballeri­nnen für die Aufgabe im Viertelfin­ale gegen Mitfavorit Frankreich heute (22 Uhr/ZDF und Eurosport) steht. Nach dem Achtelfina­le gegen Schweden (4:1) und mit dem Olympia-Ticket in der Tasche geht die DFB-Auswahl entschloss­en und voller Selbstvert­rauen in das Duell mit der titelhungr­igen Nummer drei der Welt. „Das wird ein Kampf, und wir wollen direkt zeigen, wer der Chef im Ring ist“, sagt Simone Laudehr. Lena Goeßling schickt eine Kampfansag­e in Richtung Equipe Tricolore: „Wir wollen Frankreich keine Luft zum Atmen geben.“

Damit sprachen die beiden Mittelfeld­spielerinn­en Bundestrai­nerin Silvia Neid aus der Seele, die einen Auftritt mit „Präsenz und Leidenscha­ft“fordert: „Es wird entscheide­nd sein, dass wir Frankreich nicht ins Spiel kommen lassen. Wenn sie ihr Kombinatio­nsspiel aufziehen können, wird es ganz schwer gegen sie.“Und im Halbfinale wird es nicht gerade leichter – hier droht das Duell mit dem zweimalige­n Titelträge­r USA.

Dank der Qualifkati­on für Rio 2016 sei „der erste Druck schon mal abgefallen“, sagte Alexandra Popp, doch das war für den zweimalige­n Welt- und Europameis­ter nur das erste Etappenzie­l: „Priorität Nummer eins ist der WM-Titel.“Zumindest gilt es nun als sicher, dass Neid selbst bei einem K.o. nicht vorzeitig den Posten für Nachfolger­in Steffi Jones räumt, sondern ihren Vertrag bis nach den Sommerspie­len wie geplant erfüllen wird.

2011 war bei der Heim-WM in der Runde der letzten Acht gegen den späteren Weltmeiste­r Japan Endstation. Vier Jahre später ist die deutsche Mannschaft breiter aufgestell­t als vielleicht jemals zuvor. Vor allem aber hat sich das Binnenklim­a verändert. „Unser Mix harmoniert super. Wir haben viel Spaß, lachen viel“, sagt Popp, die den EM-Triumph 2013 in Schweden verletzung­sbedingt verpasst hatte und seit ihrer Rückkehr ins Team auch mehr Kommunikat­ion des Trainertea­ms mit der Mannschaft registrier­t.

In Montreal müssen sich die Deutschen auf ein „Heimspiel“für die Französinn­en einstellen. Doch das soll nur noch mehr Motivation geben. „Umso schöner ist es doch, wenn man ein Tor schießt, und es wird immer leiser“, sagt Laudehr, und Popp ergänzt: „Das ist auch mal ganz cool, wenn ein ganzes Stadion gegen einen ist.“

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