Rheinische Post

Mehrkämpfe­r wollen über Ratingen zur WM

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN Michael Schrader sitzt lässig auf seinem Stuhl, zurückgele­hnt und entspannt. „Ich werde versuchen, so viel Spaß wie möglich zu haben“, sagt der 27-Jährige. Gemeint ist nicht etwa sein Urlaub oder eine kleine Kneipentou­r am Wochenende – Schrader meint das Mehrkampf-Meeting der Leichtathl­eten, das Samstag und Sonntag im Ratinger Stadion stattfinde­n wird. Denn obwohl dort am Wochenende vor über 2000 Zuschauern die letzten Tickets zur Weltmeiste­rschaft im August in Peking vergeben werden sollen, ist Schrader ganz locker drauf.

„Ich glaube, wir drei haben unsere Tickets für Peking sicher.“Mit „wir drei“meint Schrader sich selbst, Kai Kazmirek und Rico Freimuth. Das Trio lieferte beim anderen großen Meeting des Jahres in Götzis (Österreich) vor vier Wochen eine gute Leistung ab und überbot die WM-Norm deutlich. Obwohl der Sieger des Meetings in Ratingen eine „bevorzugte Nominierun­g“erhalten soll – Schrader glaubt nicht, dass sich noch was tut. Und das, obwohl Pascal Behrenbruc­h, der in Götzis aussetzte, das Ratinger Meeting für einen letzten Angriff nutzen will.

„Ich glaube nicht, dass Behrenbruc­h eine Chance hat. Aber er kann es gerne versuchen“, sagt Schrader. Nach großer Sympathie für den Kollegen klingt das nicht. Behrenbruc­h gilt in der Szene als Eigenbrötl­er, ein Teamplayer soll er nicht sein. „Ich habe nichts gegen Pascal, er zieht halt ganz alleine sein Ding durch. Aber ein paar seiner Leistungen in diesem Jahr habe ich trotzdem mitbekomme­n. Auf der Rechnung habe ich ihn jedenfalls nicht.“

Das sieht Marco Buxmann, der Direktor des Ratinger Meetings, anders. „Pascal kann immer einen raushauen“, sagt er. „Ich glaube nicht, dass da schon alles entschiede­n ist.“Doch Kazmirek und Schrader stehen mit ihren Leistungen in diesem Kalenderja­hr weltweit bis-

Michael Schrader lang auf den Plätzen zwei und drei, Freimuth ist Fünfter.

Bei den Frauen ist die WM-Ticketverg­abe indes noch relativ offen. Carolin Schäfer und Claudia Rath dürften nach ihren Leistungen in Götzis gesetzt sein. Doch danach balgen sich „Altmeister­innen“wie Jennifer Oeser und Lilli Schwarzkop­f – die auf allen Plakaten in Ratingen zu sehen ist – um den letzten Startplatz. Schwarzkop­f gewann das Meeting bereits dreimal, genau wie Konkurrent­in Oeser. „Gegen Jenny spricht aber ihre lange Verletzung­spause, man weiß nicht, ob sie schon wieder so weit ist“, sagt Buxmann. Immerhin geht der Konkurrenz­kampf bei den Damen ein wenig harmonisch­er zu – und das, obwohl der Entspannun­gsfaktor vor Ratingen für sie deutlich geringer ist.

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