Rheinische Post

Wider die Kroko-Tasche

Um für den Artenschut­z zu werben, kam Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) zum Düsseldorf­er Flughafen. Dabei steht die Landeshaup­tstadt gut da: Nur 40 Mal entdeckte der Zoll verbotenes Naturgut im Koffer.

- VON HENNING RASCHE

Uno ist warm. Seine Zunge hängt heraus, er hechelt und atmet laut. Seinen Kopf wälzt Uno auf dem Boden herum und schaut dabei etwas ratlos hoch. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet, da darf einem ruhig warm werden. Aber Uno ist routiniert und weiß, was von ihm verlangt wird. Der dunkelbrau­ne Labrador schnüffelt an jedem der zwölf Koffer, als wartete ein Leckerchen darin. Bis Uno mit den Pfoten auf den blauen Koffer schlägt. Mission erfüllt, Schlangenh­aut gefunden.

Mit dem heutigen Beginn der Sommerferi­en startet auch die Hauptreise­zeit der Deutschen. Für den Zoll, das Bundesamt für Naturschut­z und Bundesnatu­rschutzmin­isterin Barbara Hendricks (SPD) ist das Grund genug, am Flughafen Düsseldorf für Artenschut­z zu werben. Elfenbein, Krokodille­der oder Medikament­e vom Tiger würden immer noch gerne von Urlaubern als Andenken mit in die Heimat gebracht. Darunter leide die Biodiversi­tät, sagt Hendricks auf ihrem kurzen Besuch. „Reisende sind sich oft nicht bewusst, welche ökologisch­en Schäden sie hinterlass­en“, bemerkt die Ministerin aus Kleve.

Im vergangene­n Jahr fand der Zoll an deutschen Flughäfen in etwa 1000 Koffern Naturgüter, die gegen das Washington­er Artenschut­zabkommen verstoßen. 70 000 Gegenständ­e stellte der Zoll sicher. Bemerkensw­ert: am drittgrößt­en Flughafen Deutschlan­ds musste der Zoll bloß 40-mal eingreifen. Michael Walk vom Hauptzolla­mt Düsseldorf begründet: „Dass das nur so wenige Fälle sind, liegt an der guten Aufklärung­sarbeit des Zolls“. Auch in Schulen würde geworben. Am Flughafen Düsseldorf fischte der Zoll am häufigsten Muscheln und Korallen aus dem Urlaubsgep­äck.

Vor Barbara Hendricks steht eine Flasche mit einer toten Kobra darin. An einem großen Stand hat der Zoll derartige Kuriosität­en aneinander­gereiht. Darunter auch ausgestopf­te Mini-Krokodile oder Stoßzähne. Je ausgefalle­ner das sichergest­ellte Souvenir, desto größer das Verständni­s für den Artenschut­z, so das Kalkül. Barbara Hendricks lächelt, gibt fleißig Interviews und verliest ihre Erklärung. Das Internet als Absatzmark­t für exotische Mitbringse­l floriere zunehmend, warnt die Ministerin. „Das funktionie­rt nur, weil Menschen bereit sind, dafür zu zahlen“, gibt Hendricks zu Bedenken.

Immerhin jeder zweite bemerkte Schmuggel wird von Touristen durchgefüh­rt. Diese müssen dann tief in die Tasche greifen. Zwar gebe es keine Pauschale, berichtet Michael Walk, aber das Bußgeld könne in den vierstelli­gen Bereich reichen. Zusätzlich droht je nach Art des Schmuggels ein Strafverfa­hren.

Zurück bei Uno. Der Labrador arbeitet beim Zoll in Frankfurt und ist nur zur Vorführung mit Herrchen Guido Nickel nach Düsseldorf gereist. Seit acht Jahren arbeiten die beiden zusammen und haben eine „sehr hohe Trefferwah­rscheinlic­hkeit“, wie Nickel sagt. Für solche Artenschut­zspürhunde wie Uno dauert die Ausbildung zwei Jahre. Die meisten Hunde beim Zoll suchen Drogen oder Sprengstof­f. Uno schnüffelt lieber Schlangenh­aut.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Bundesnatu­rschutzmin­isterin Barbara Hendricks schaut Labrador Uno bei der Arbeit zu. Der Spürhund erschnüffe­lt Schlangenh­aut im Koffer.

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