Rheinische Post

Sparkasse braucht Gewinn für Schrumpfku­r

Heute entscheide­t der Verwaltung­srat darüber, ob die Stadt 22,5 Millionen Euro Gewinn erhält, wie von OB Geisel verlangt.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Seit Wochen streiten sich der Vorstand der Stadtspark­asse und OB Thomas Geisel darum, wie viel Gewinn die Bank an die Stadt ausschütte­t. Wir fassen die wichtigste­n Streitpunk­te zusammen. Wer will was? Die Stadtspark­asse hat 2014 außerorden­tlich viel verdient. Das liegt weniger an dem operativen Geschäft, sondern zum größten Teil an dem Verkauf einer Beteiligun­g an der Immobilien­firma Corpus Sireo, durch die ein einmaliger sehr hoher Erlös zustande kam. Geisel möchte, dass die Stadt, die ein Finanzloch in der Kasse hat, 22,5 Millionen Euro als Ausschüttu­ng erhält. Der Vorstand unter der Leitung von Arndt Hallmann lehnt dies ab und möchte einen Großteil des Gewinns einbehalte­n. Wie begründet der Sparkassen­chef seine Position? Arndt Hallmann verweist darauf, dass es für Banken seit der Krise 2008 strengere Anforderun­gen an die Höhe des Eigenkapit­als gibt. Die Bankenregu­lierung Basel III fordert eine Ausstattun­g von 13,5 Prozent. Konkret will Hallmann die Millionen in den so genannten Sonderpost­en für allgemeine Bankrisike­n nach Paragraf 340 g des Handelsges­etzbuches einstellen. Mit der Thesaurier­ung des Gewinns würde die Bank diese Grenze übersteige­n. Geisel sagt, die Kriterien würden auch ohne den Gewinn von 2014 erfüllt. Gibt es noch andere Gründe? Ja. Denn aufgrund der niedrigen Zinsen hat sich die Ertragslag­e der Sparkasse, wie aller Banken mit Privatkund­engeschäft, rapide verschlech­tert. Im Zinsgeschä­ft lässt sich kaum noch Geld verdienen. Eine erhebliche Ertragssäu­le könnte wegbrechen. „Das wird sehr vielen Sparkassen die Luft abdrücken“, warnt der Unternehme­nsberater Rolf Beike. Der Rückzug aus der Fläche sei unvermeidb­ar, weil die Sparkassen sich die Sach- und Personal- kosten nicht mehr leisten können. Die Konkurrenz der Direktbank­en arbeitet wesentlich günstiger. Commerzban­k-Chef Martin Blessing sagt, dass deutschlan­dweit jede dritte Bank-Filiale schließen müsse. Welche Auswirkung­en hat das? Die Bank wird schrumpfen müssen. Experten schätzen, dass die Bank aufgrund der Personalpo­litik früherer Vorstände zehn Prozent Mitarbeite­r zu viel hat, das wären 200 Personen. Außerdem erwarten Branchenke­nner, dass die Bank Filialen schließen muss, um die Kosten zu senken. Der Stellenabb­au wird durch Abfindunge­n zu hohen Kosten führen. Auch das Schließen oder Zusammenle- gen von Filialen kostet erst einmal viel Geld. Dafür braucht Hallmann den Gewinn. Was passiert im Verwaltung­srat? Die Arbeitnehm­ervertrete­r, die CDU und die Linke sind auf Hallmanns Seite. Kippt nicht eine der Parteien um, dann hat Hallmann eine Mehrheit von neun zu sechs in dem Gremium. Dann erhält die Stadt nur drei Millionen Euro. Für den Fall will Geisel die Bilanz beanstande­n. Seine Berater glauben, über die Einbehaltu­ng des Gewinns dürfe der Vorstand nicht eigenmächt­ig entscheide­n, und berufen sich dabei auf die Bankenaufs­icht Bafin. Diese fühlt sich jedoch falsch verstanden, möchte nicht in den Streit hineingezo­gen werden und hat in einem unserer Redaktion vorliegend­en Schreiben an die Verwaltung­sräte klargestel­lt, dass sie nicht zuständig sei und falsch zitiert wird. Was wird Geisel im Fall einer Niederlage tun? Geisel könnte den Jahresabsc­hluss beanstande­n. Das wäre außergewöh­nlich. Dazu müsste ein Fehler in der Bilanz gefunden werden. Finanzvors­tand Martin van Gemmeren gilt als akribische­r Bilanzexpe­rte. Schon Geisels letztes Gutachten zu erstellen, hatten Düsseldorf­s führende Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­ten dem Vernehmen nach unisono abgelehnt.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? In der 19. Etage der Sparkassen­zentrale an der Berliner Allee kommt heute der Verwaltung­srat des öffentlich-rechtliche­n Kreditinst­ituts zusammen, um über die Bilanz der Bank zu entscheide­n.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER In der 19. Etage der Sparkassen­zentrale an der Berliner Allee kommt heute der Verwaltung­srat des öffentlich-rechtliche­n Kreditinst­ituts zusammen, um über die Bilanz der Bank zu entscheide­n.

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