Rheinische Post

Düsseldorf­er lenkte das Boot der Queen

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Wer ein Schiff führt, muss ruhig Blut bewahren können. Und wer mit Klaus Seidel spricht, der merkt, dass den 69-jährigen Seemann nichts so schnell aus der Ruhe bringt. Zwölf Jahre war der 69-Jährige bei der Marine, 22 Jahre bei der Düsseldorf­er Feuerwehr, wo er für das Feuerwehrl­öschboot zuständig war. Nach seiner Pensionier­ung zog er um nach Berlin, um dort weiter seinem Hobby nachzugehe­n. „Schiffe bewegen“, nennt Seidel es. Am Mittwoch hat er die „Ajax“bewegt. Die Fahrt mit dem offenen Mietboot über die Spree hat für viel Aufsehen gesorgt. Immerhin waren die englische Queen Elizabeth II, Prinz Philip, Bundespräs­ident Joachim Gauck mit Lebensgefä­hrtin Daniela Schadt an Bord. Ein Staatsbesu­ch, der auch in der Bundeshaup­tstadt etwas Außergewöh­nliches ist. Und was sagt Klaus Seidel dazu am Telefon? „Ist ein Job, ’ne?“und dabei berlinert er leicht. Na klar, die Sprengstof­fspürhunde, die vermummten Elite-Polizisten, die im respektvol­len Abstand der „Ajax“hinterher tuckerten – „Sicherheit­sstufe zwei, der ganz normale Wahnsinn“. Wenn man dann aber ein bisschen länger mit Seidel gesprochen hat, gibt er zu, dass er sich schon geschmeich­elt fühlt, diesen speziellen Auftrag bekommen zu haben. „Das macht nicht jeder“, sagt er. Wie es dazu kam, dass er zum Kapitän der Queen wurde? „Das hat sich in Berlin so ergeben“, sagt er und fügt hinzu: „Die Küste ist schmal.“Heißt: Man kennt sich. Und auch der Eigentü- mer der „Ajax“, Nils Clausen, kennt Seidel. Der Inhaber der Bootsmanuf­aktur restaurier­t klassische und historisch­e Motorboote und Motoryacht­en, weshalb er den Spitznamen „AltbootCla­usen“trägt. Seine „Ajax“wurde auch deshalb ausgewählt, weil sie wie die Queen dem Jahrgang 1926 entstammt. Bereits bei einer anderen Gelegenhei­t hatte das Protokoll des Außenminis­teriums Kontakt zu Clausen aufgenomme­n, für die Organisati­on der königliche­n Spreefahrt kam man nun wieder auf ihn zu. Der Schiffseig­entümer ist kein Mann, der die Gala oder die Bunte liest. Aber die Begegnung mit der Queen, das gibt er unumwunden zu, war für ihn etwas Besonderes: „Ich bin beeindruck­t von der Dame.“Und er wünscht sich, wenn er selbst einmal 89 Jahre alt werden sollte, dass er sich ebenso gut gehalten hat. Mit Respekt hat er verfolgt, wie die Queen die drei angebauten Stufen ins schwankend­e Boot ging, ohne helfende Hand. Spricht man Seidel auf die Queen an, hält er sich bedeckt. Hat er mit ihr gesprochen? „Das macht man nicht. Ein einfaches Kopfnicken, guten Tag“, sagt Seidel. Außerdem hat man genug mit den Vorgaben des Protokolls zu tun. Seine weiße Kapitänsmü­tze war auch so eine Vorgabe. Normalerwe­ise trägt er nur im Winter eine Kopfbedeck­ung. Ob er ab und zu noch nach Düsseldorf kommt? Aber ja, schließlic­h wohnen seine Kinder und Enkelkinde­r dort. Jetzt muss er aber wieder weiter, auf dem Mittelland­kanal bei Wolfsburg Schiffe bewegen.

Sonja Schmitz

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Klaus Seidel (r.) steuerte die Ajax mit Queen Elizabeth (4. v.r.), Prince Philip (2.v.r.), Bundespräs­ident Joachim Gauck und Lebensgefä­hrtin Daniela Schadt über die Spree.

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