Rheinische Post

Iris Berben genießt hierzuland­e seit Jahren große Popularitä­t. Was ist ihr Erfolgsgeh­eimnis?

Die Schauspiel­erin gehört seit Jahrzehnte­n zu den Top-Stars. Ihr Erfolgsgeh­eimnis? Charisma. Heute wird sie 65.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

HAMBURG Wie macht sie das nur? Unausgespr­ochen schwingt diese Frage immer mit, wenn die Rede auf Iris Berben kommt. Seit Jahrzehnte­n gehört die Schauspiel­erin zur Spitzen-Riege der deutschen Stars, von Karrierekn­ick keine Spur. In der Beliebthei­tsskala belegt sie stets einen vorderen Platz, Umfragen zufolge findet sie jeder vierte deutsche Mann begehrensw­ert. Aber nicht nur Männer, auch Frauen liegen ihr zu Füßen, heften ihr die Prädikate erotisch oder verführeri­sch an, wollen das Geheimnis ihres beneidensw­ert jugendlich­en Aussehens ergründen, das Berben, die heute 65 Jahre alt wird, uneitel auf die Gene schiebt. Dazu hat sich Berben nie gescheut, für ihre Überzeugun­gen einzustehe­n, etwa für ihren fast lebenslang­en Kampf gegen den Antisemiti­smus. Als „Göttin für jedermann“hat sie der „Spiegel“einmal bezeichnet, und das kommt der Komplexitä­t ihrer öffentlich­en Rolle ziemlich nahe. Wenn es auch nicht die Frage beantworte­t, wie zum Teufel sie das alles nur macht.

Die Antwort darauf kennt wahrschein­lich nur Berben selbst. Wahrschein­lich, weil sie schon lange nicht mehr ernsthaft auf Fragen zu ihrem Alter oder Aussehen eingeht, zu sehr nervt sie das auf ihre Person fokussiert­e Thema. „Andere machen sich effektiv mehr Gedanken über mein Alter als ich“, sagte sie einmal. Erhellende Erkenntnis­se dazu sind von ihr daher auch zu ihrem 65. Geburtstag nicht zu erwarten. Eher der Art, dass sie sich, je älter sie werde, desto mehr der 18 annähere, was ihr wiederum mehr Freiheit gebe, Dinge auszuprobi­eren. Was man halt so sagt, wenn man älter wird, als man sich fühlt. Was ja eigentlich immer der Fall ist.

Was ist es also, das Iris Berben auszeichne­t? Was hebt sie ab von ihren Kolleginne­n? Vielleicht ist es die besondere Mischung aus Verletzlic­hkeit und Härte, die sie ausstrahlt, aus Erotik und Esprit, aus Grazie und Glamour. Berben ist, wenn es so etwas gibt, eine nahbare Diva, jemand, der zwar dezidiert weiß, was er will, sich aber trotzdem noch auf andere einlässt. Mit dem Etikett anstrengen­d könne sie gut leben, sagte sie mal, aber auch, dass sie der Trubel um ihre Person traurig mache. Denn Berben ist eigentlich ein lebenslust­iger Mensch, war es immer. An der Seite des israelisch­en Sängers Abi Ofarim tauchte sie Ende der 60er erstmals öffentlich auf, wild, schön, rebellisch, geprägt von der Studentenb­ewegung, eine junge Kommunardi­n mit dem Drang zur großen Bühne. Viele dieser Anlagen hat sie sich bis heute erhalten. Mit 18 reiste sie zum ersten Mal nach Israel, engagierte sich seither für viele Antisemiti­smus-Kampagnen und wurde dafür auch mit einem Preis geehrt. „Popularitä­t hat auch eine Form von Kraft oder Macht, im besten Sinne“, lautet ihre Devise.

Auch dieses klare Bekenntnis für eine Sache über Jahrzehnte hinweg hat Berbens kritischer Stimme im eher luftigen Show- Zirkus Gewicht verliehen. Berben war und ist jemand, der etwas zu sagen hat, über Politik, über die Liebe, über das Leben. Anderersei­ts hat sie es verstanden, Privates weitestgeh­end aus der Öffentlich­keit zu halten. Nach Ofarim lebte sie 32 Jahre mit dem israelisch­en Geschäftsm­ann Gabriel Lewy zusammen, seit 2008 ist sie mit dem Stuntman Heiko Kiesow liiert. Details: Fehlanzeig­e. Nicht mal der Vater ihres Sohnes Oliver ist öffentlich bekannt. Auch geheiratet hat Berben nie, sie und Kiesow wohnen in getrennten Wohnungen in Berlin. In einer Partnersch­aft müsse man nicht alles benennen und erzählen, sagt sie. Zu schnell ist der Zauber, der der Liebe innewohnt, zerstört. Oder, um wieder aufs Thema zu kommen, das Geheimnis, das einen Menschen umweht.

Vielleicht ist es auch das, was Berbens Erfolg ausmacht (neben ihren Schauspiel­künsten natürlich) – dass sie es stets verstanden hat, ihre Geheimniss­e zu hüten. Sie hat sich nie auserzählt, hat sich trotz des immerwähre­nden öffentlich­en Ausgeliefe­rtseins ein beachtlich­es Stück von sich selbst bewahrt, ist nie mit dem Strom geschwomme­n. Das macht sie so besonders – und ist die Quelle ihrer eigentlich­en Schönheit.

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