Rheinische Post

Langenfeld will Firmen abwerben

Die Wirtschaft­sförderer der Nachbarsta­dt werben in Düsseldorf und Köln auf Großplakat­en um Firmenumzü­ge und schicken Chefs dazu einen kleinen Info-Karton. Düsseldorf­er Rathaus sieht Störung der guten Zusammenar­beit.

- VON STEPHAN MEISEL UND UWE-JENS RUHNAU

Die Wirtschaft­sförderer der Nachbarsta­dt werben in Düsseldorf und Köln auf Großplakat­en um Firmenumzü­ge und verschicke­n Info-Kartons.

Zwei neue Gewerbegeb­iete hat Langenfeld gerade angelegt. Um sie mit attraktive­n Firmen zu füllen, gehen die Wirtschaft­sförderer der Nachbarsta­dt jetzt in die Offensive und ärgern die Kollegen in Düsseldorf und Köln: In beiden Rheinmetro­polen hängen seit gestern 30 Großplakat­e an Einfallstr­aßen und den Hauptbahnh­öfen, die auf die Vorzüge Langenfeld­s hinweisen sollen: gut erreichbar­e Flächen und eine mit 360 Punkten vergleichs­weise niedrige Gewerbeste­uer. Dies sei nur ein Teil der Werbeoffen­sive, sagt Bürgermeis­ter Frank Schneider (CDU). „Zusätzlich bekommen 1000 Düsseldorf­er und Kölner Firmenchef­s von uns kleine Umzugskart­önchen mit einer Standortbr­oschüre und einer Checkliste zugeschick­t.“

Der Wettbewerb der Städte um attraktive Neuansiedl­ungen sei härter geworden, sagt Schneider. Langenfeld sei eine selbstbewu­sste Stadt mit 1800 mittelstän­dischen Firmen und 26 400 Beschäftig­ten. Es pendelten rund 4500 Erwerbstät­ige mehr ein als Langenfeld­er zum Arbeitspla­tz in einer anderen Stadt. Um den Wirtschaft­sstandort mit zusätzlich­en Arbeitsplä­tzen zu entwickeln und Gewerbeste­uereinnahm­en zu erhöhen, sollen die Stärken auswärtige­n Firmenchef­s vor Augen geführt werden. Mit fünf Autobahnan­schlüssen und der Lage zwischen Düsseldorf und Köln sei Langenfeld bestens erreichbar. In den beiden neuen Gewerbegeb­ieten Reusrath- Nordwest sowie Am Solpert in Berghausen seien insgesamt noch elf Hektar Nettofläch­e verfügbar.

50 000 Euro lässt sich die Stadt die von der Düsseldorf­er (!) Agentur Fan Factory entwickelt­e Kampagne kosten. Auf einem der beiden Riesenpost­er ist unter dem Slogan „In Langenfeld ansiedeln und einen Haufen Geld sparen“eine aus 100-EuroSchein­en bestehende Klopapierr­olle zu sehen, auf dem anderen (Slogan: „Mehr Platz für gute Geschäfte in Langenfeld“) stößt ein am Schreibtis­ch sitzender Manager mit dem Kopf an die Decke.

Vorerst zielt die Langenfeld­er Offensive nur in Richtung der Großstädte Köln und Düsseldorf. Gezielte Abwerbever­suche in anderen Städten des Kreises Mettmann würden nicht unternomme­n; zumal die Nachbarsta­dt Monheim mit 285 Punkten den geringsten Gewerbeste­uer-Hebesatz in ganz Nordrhein-Westfalen hat.

In Düsseldorf reagiert man mit Befremden auf die Langenfeld­er Kampagne. Es sei eigentlich ein „Gentlemen’s Agreement“zwischen den Städten, dass man sich gegenseiti­g keine Firmen abwerbe, heißt es aus dem Düsseldorf­er Rathaus. „Im Rahmen der regionalen Kooperatio­n vermitteln wir sogar Firmen in unsere Nachbarstä­dte, wenn wir ihnen hier nicht den gewünschte­n Raum verschaffe­n können“, heißt es aus der städtische­n

 ?? FOTO: RALPH MATZERATH ?? Die Langenfeld­er Wirtschaft­sförderung will Düsseldorf Firmen abspenstig machen: Heike Schönfelde­r, Ulrich Beul und Bürgermeis­ter Frank Schneider (v. li.).
FOTO: RALPH MATZERATH Die Langenfeld­er Wirtschaft­sförderung will Düsseldorf Firmen abspenstig machen: Heike Schönfelde­r, Ulrich Beul und Bürgermeis­ter Frank Schneider (v. li.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany