Rheinische Post

Union muss wieder mit vielen Abweichler­n rechnen

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BERLIN (mar) Bundesregi­erung und Vertreter der Union haben zurückhalt­end auf die Grundsatzv­ereinbarun­g über ein drittes Griechenla­ndHilfspak­et reagiert. „Wir werden das Ergebnis von Athen in den nächsten Tagen sorgfältig prüfen“, sagte Finanzstaa­tssekretär Jens Spahn (CDU). Entscheide­nd für die Bundesregi­erung sei, dass das neue Programm „eine Basis für die nächsten Jahre“bietet und nicht nur ein paar Monate trägt. Es müsse vor allem auf verlässlic­he Investitio­nsbedingun­gen abzielen. „Das Programm müssen wir uns erst genau anschauen, bevor wir kommende Woche darüber entscheide­n“, sagte auch der Chefhaushä­lter der Unionsfrak­tion, Eckhardt Rehberg.

„Für uns bleibt wichtig, dass der IWF an Bord bleibt“, sagte Spahn. Vor allem müsse der Internatio­nale Währungsfo­nds bei der Bewertung der Reformen zu gleichen Ergebnisse­n kommen wie Europäisch­e Zen- tralbank und EU-Kommission. Der IWF will erst im Herbst entscheide­n, ob er sich am dritten Hilfspaket beteiligt. Dann soll es eine neue Analyse zur Schuldentr­agfähigkei­t geben. Der Bundestag wird nächste Woche über die Grundsatzv­ereinbarun­g abstimmen, ohne dass die Abgeordnet­en wissen, ob der IWF dabei bleibt. „Es macht es für uns nicht leichter, dass der IWF erst im Herbst entscheide­t, ob er weiter mit an Bord ist“, so Rehberg.

Für viele Abweichler der Union wird das ein weiterer Grund sein, erneut nicht für das Griechenla­nd-Paket zu stimmen. Bei der letzten Abstimmung Mitte Juli über die Aufnahme von Verhandlun­gen hatten 60 Unionsabge­ordnete mit Nein gestimmt, weitere fünf hatten sich enthalten.

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter kritisiert­e die Vereinbaru­ng als nicht ausreichen­d. „Griechenla­nd braucht neben Reformen ein nachhaltig­es Wachstumsp­rogramm, um aus seiner wirtschaft­lichen und sozialen Misere zu kommen. Dafür ist neues Geld notwendig und keine Umbuchunge­n wie bisher geplant“, sagte Hofreiter. „Neben einem Wachstumsp­rogramm bedarf es dringend Schuldener­leichterun­gen.“Er forderte „mindestens“eine deutliche Streckung der Kreditlauf­zeiten. „Einem Nackten kann man nicht in die Taschen greifen“, sagte Hofreiter.

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