Bosbach und Steinbrück irren
Am 20. August ist wieder Zahltag. Wenn Athen dann nicht die Staatsanleihen ablöst, die die Europäische Zentralbank hält, droht die Pleite. Doch dazu wird es nicht kommen. Wenn alles gut geht, haben bis dahin die Parlamente dem dritten Hilfspaket zugestimmt. Ansonsten steht der Rettungsfonds mit einem Überbrückungskredit bereit. Der Grexit bleibt abgesagt. Das ist ökonomisch, politisch und historisch vernünftig. Alexis Tsipras hat Europa über Monate genervt, er muss auch noch liefern – doch das Sparprogramm, das der linke Volkstribun unterschrieben hat, ist schärfer als alle griechische Programme zuvor. Die Eurozone zu erhalten, ist ein ehrenwertes Ziel. Deshalb sind Abgeordnete von Peer Steinbrück (SPD) bis Wolfgang Bosbach (CDU), die nächste Woche im Bundestag gegen das dritte Rettungspaket stimmen wollen, wenig überzeugend. Es ist wohlfeil, sich öffentlich als Robin Hood der deutschen Steuerzahler aufzuführen, wenn man genau weiß, dass genug andere Abgeordnete ihren Kopf für die nötige, aber unpopuläre Rettungspolitik hinhalten. Im eigenen Wahlkreis gegen neue Milliarden-Hilfe zu wettern, ist billig. Mutig wäre es, wenn die Granden ihren Wählern erklären, warum es sich trotz aller Widerstände lohnt, die Eurozone zusammenzuhalten. Weniger AfDDenke und mehr politischer Weitblick würde beiden gut anstehen.
Antje Höning