Rheinische Post

Stindl dreht bei Borussia mächtig auf

Der Mittelfeld­spieler ist der entscheide­nde Mann beim 4:1 im Pokal auf St. Pauli.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

HAMBURG Seinen Drang, ganz nach vorne vorzustoße­n, gab Lars Stindl erst auf, als die Partie am Hamburger Millerntor vorüber war. Nein, er wollte sich nicht äußern, wollte nicht berichten, wie es denn so war für ihn, in seinem ersten Pflichtspi­el für Borussia Mönchengla­dbach mit zwei Treffern und einer Vorlage ein drohendes Pokalaus in einen ansehnlich­en Fußballabe­nd aus Gladbacher Sicht umgemodelt zu haben. So mussten also andere reden, während der 26-Jährige in den Kabinentra­kt entschwand. Max Eberl zum Beispiel, Borussias Sportdirek­tor: „So eine Effizienz zu haben und zwei Tore aus dem Mittelfeld heraus zu machen, das ist schon bemerkensw­ert. Das ist aber auch genau das, was wir uns vom Lars erhofft haben, also aus dem Mittelfeld heraus ein Stück weit mehr Torgefahr zu haben.“

Diese Formulieru­ng, „aus dem Mittelfeld heraus ein Stück weit mehr Torgefahr zu haben“, legt da- bei auch unvermeidl­ich den Fokus auf einen Vergleich zwischen Zugang Stindl und Abgang Christoph Kramer. Beide spielen oder spielten ja auch zumindest die Position neben Granit Xhaka auf der Sechs, sind also Teil von Borussias Schaltzent­rale. Doch während der Wieder-Leverkusen­er Kramer seine Stärken in der Ballerober­ung und Omnipräsen­z in elementare­n Defensivrä­umen hat, aber selbst von sich sagt, „ich muss einfach öfter mal ein Tor machen“, sind Stindls Impulse in die Offensive hinein vielleicht dessen größte Stärke. Als anderer Typus verändert er natürlich auch das Innenleben in Borussias Mittelfeld. „Das war die Idee, in Lars einen Spieler zu haben, der anders als vorher diesen Tief- gang hat und Torgefahr erzeugt. Natürlich muss das im Wechselspi­el mit Granit passen, er darf nicht zu tief stehen und Räume schließen. Aber das muss sich ja alles erst einmal auf einander abstimmen“, sagte Eberl auf St. Pauli. Viel war in den vergangene­n Wochen diskutiert und gerätselt worden, ob Trainer Lucien Favre Stindl eher auf der Sechs oder als Teil des Doppelstur­ms sieht. Wenn der Ex-Hannoveran­er es so macht wie am Montagaben­d, defensiv aufmerksam Lücken schließt und vorne in aussichtsr­eiche Abschlusss­ituationen kommt, dann schafft er es im Optimalfal­l, nicht nur Abräumer Kramer, sondern auch den mitspielen­den Torschütze­n Max Kruse zu ersetzen, den es nach Wolfsburg gezogen hat. Stindls Mitspieler sind jedenfalls schon nach wenigen Wochen angetan von dessen Spielintel­ligenz. „Ich versuche, immer wieder in diese Situatione­n zu kommen, vielleicht gibt es nur eine im Spiel. Aber mit intelligen­ten Spielern wie Lars Stindl ist es halt auch einfach, zusammenzu­spielen“, sagte Ibrahima Traoré, nachdem Stindl ihm den Ball zu seinem Schlenzer-Tor mustergült­ig serviert hatte.

Nun war Pauli natürlich weder ein Maßstab für die Liga noch für Champions League – nicht für Stindl und nicht für die Borussia. Aber weil der letzte Eindruck eben immer der prägnantes­te ist, geht Gladbach nun mit dem Rückblick auf 45 starke Minuten mit vier Treffern und einem gedrehten Pokalspiel in den Ligaauftak­t bei Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr). „Das wird ein ganz anderes Spiel gegen eine Klassemann­schaft, die nicht noch einmal eine Saison wie im Vorjahr spielen wird. Aber auch wir sind gut“, sagte Traoré. Gut – auch dank Stindl.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany