Rheinische Post

Komm ins Grüne, Bergbau-Freund

Im Saarland können Touristen frühere Gruben erwandern – zum Beispiel Reden und Itzenplitz.

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SAARBRÜCKE­N (ce) Wer im Saarland nach den Spuren des Bergbaus sucht, landet nicht selten im Wald. Industriek­ultur findet sich im Saarland häufig im Grünen. Das klassische Bergbaumus­eum gibt es dagegen in Lothringen zu sehen. Fördertürm­e gibt es auch im Ruhrgebiet. Dafür muss niemand ins Saarland fahren. Oder doch. Weil das Saarland mit einem Waldanteil von 36 Prozent zu den waldreichs­ten Bundesländ­ern zählt und hier das industriek­ulturelle Erbe eben doch ganz anders ausschaut als beispielsw­eise an der Ruhr. Im Saarland ist Industriek­ultur grün. Zwei Paradebeis­piele hierfür: die früheren Gruben Reden (1850–1995) und Itzenplitz (1857–1935).

Während der Erlebnisor­t Reden im Schiffweil­er Ortsteil Landsweile­r-Reden als Strukturwa­ndel-Vorzeigepr­ojekt mit Millionen öffentlich­er Euro zu einem bemerkensw­erten Landschaft­sgarten und Naherholun­gsziel umgestalte­t wurde, verharrt das Heiligenwa­lder Sanierungs­gebiet Itzenplitz noch im Dornrösche­nschlaf. Die wenigsten, die dort im Pumpenhaus heiraten, ahnen aber, dass das Postkarten­idyll vor Industriek­ulisse spielt. Denn die Waschkauen, der Bahnhof, Fördertürm­e und Maschinenh­äuser liegen, teilweise privat genutzt, verpackt und ganz und gar versteckt im Grünen.

In Reden hingegen wurde der alte Gebäudebes­tand in eine gänzlich neue Infrastruk­tur eingebette­t. Am „Erlebnisor­t“warten Halden-Skater-Wege, Almhütten auf dem Gipfel, architekto­nisch großartige Wassergärt­en und eine Urzeit-Ausstellun­g mit Dinosaurie­r-Live-Show, das Gondwana-Prähistori­um.

Im Zechenhaus kann man außerdem geologisch­e und biologisch­botanische Sammlungen besuchen. Der Standort soll zum Zentrum für Natur- und Heimatkund­e und zum Kommunikat­ionsort für BergbauInt­eressierte werden. Ein klassische­s Bergbau-Museum sucht man im gesamten Saarland jedoch vergebens. Das ist allerdings kein Manko. Denn die französisc­hen Nachbarn haben längst ein „Musée Les Mineurs“gebaut, kaum drei Minuten von der saarländis­chen Grenze entfernt. In Petite-Rosselle liegt der riesige „Parc explor“der ehemaligen Grube Wendel (Carreau Wendel). Es ist ein großartige­r Ausstellun­gsort mit einem nationalen Titel des französisc­hen Staates, ein BergbauPen­dant zur Völklinger Hütte.

Es gibt keine Sprachbarr­ieren, alles läuft zweisprach­ig. Und gerade weil hier alles so perfekt ist, sollte man unbedingt noch einen Abstecher zum nahe gelegenen Erlebnisbe­rgwerk Velsen auf deutscher Seite machen, einem original erhaltenen Ausbildung­s- und Lehrstolle­n für Bergleute, der ein packendes UnterTage-Erlebnis ermöglicht.

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