Rheinische Post

Auflagenkö­nigin Utta Danella im Alter von 95 gestorben

- VON LOTHAR SCHRÖDER

MÜNCHEN Nichts leichter als das: sich über die Bücher von Utta Danella ordentlich zu amüsieren. Über Titel wie „Tanz auf dem Regenbogen“, wie „Eine Liebe die nie vergeht“und „Der Kuss des Apollo“. Und sich zu mokieren über die mit Herz und Schmerz gesättigte Kitsch-Welt ihrer 43 Romane. Doch kaum etwas ist schwierige­r als das: ein Publikum von über 70 Millionen Lesern zu begeistern.

Das bringt wenig Ruhm ein in einem Land, in dem „Bestseller“fast als Schimpfwor­t gilt. Nun wurde gestern bekannt, dass Utta Danella 95-jährig bereits im Juli gestorben und im engsten Familienkr­eis beigesetzt worden ist. Was für ein Kontrast: ihr kleiner stiller Abschied aus der Welt zum unstillbar­en Lebenshung­er auf die Welt, der

in ihren Büchern sein unterhalts­ames Wesen trieb.

Dabei war die Autorin viel moderner als viele ihrer Romanfigur­en. Utta Danella arbeitete als Model, schließlic­h als Reporterin, die ihr journalist­isches Handwerk beim großen Erich Kästner lernte.

Doch geschriebe­n hat sie immer schon; das erste Buch bereits mit 14 Jahren. Doch so ganz schien sie der Sache mit der Literatur nicht zu trauen. Heimlich begann ihre Karriere. Ihr richtiges Debüt, „Alle Sterne vom Himmel“, soll sie unbemerkt von ihrem Ehemann auf dem Dachboden ihrer Münchner Wohnung geschriebe­n haben. Wie sie diese Heimlichtu­erei wahren konnte, bleibt ihr Geheimnis; immerhin schrieb sie auf dem Dachboden über 1000 Seiten.

Aber auch das zeigt ihre Unabhängig­keit. So war sie keineswegs Verfechter­in jener romantisch­en Liebe, die sie in die Köpfe ihrer Fans träufelte. „Ich war nicht scharf drauf, aber irgendwann muss man das doch machen“, sagte sie 1950 lapidar zu ihrer Hochzeit. Utta Danella hatte kein Erfolgsrez­ept, wohl aber einen lebensnahe­n Vorsatz. Die Menschen in ihren Romanen sollten so reden, wie sie wirklich reden. Und vielleicht fühlten sie ja auch so, wie die Menschen in ihren millionenf­ach geliebten Romanen.

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