Rheinische Post

Squaredanc­e – mehr als Tanzen im Viereck

Die Mitglieder der Square-Company treffen sich zweimal pro Woche zum Tanzabend. Dabei wird keineswegs nur Countrymus­ik aufgelegt.

- VON INA ARMBRUSTER

BILK Jeweils vier Paare stehen sich in einem Block gegenüber. Sobald die Musik startet, gehen sie umeinander herum, klatschen sich ab, bilden mit ihren Armen Gassen füreinande­r. Die Frauen lassen ihre bunten Petticoats fliegen. Eine feste Choreograf­ie tanzen sie dennoch nicht: Oliver Küster steht auf der Bühne der Schulaula und gibt den Tänzern Anweisunge­n, welche Schritte sie als nächstes machen sollen. Er ist der sogenannte „Caller“und wirft Begriffe wie „Right and Left Trough“oder „Single File Promenade“in den Raum.

„Beim Squaredanc­e ist alles auf Englisch“, erklärt Peter Rötten, Sprecher des Vereins. Auf dem Namenschil­d an seinem Hemd steht nur der Vorname. Squardance­r duzen sich eben. Abschrecke­n soll das Englisch aber niemanden. „Englischke­nntnisse sind sicher hilfreich, aber wir haben auch Leute dabei, die die Sprache gar nicht können. Die Namen der Schritte lernen sie eben mit der Zeit“, sagt er. 70 Grundschri­tte lernt jeder neue Squaredanc­er im ersten Kurs. Später kommen 35 weitere hinzu. „Es gibt noch wesentlich mehr, allerdings wird es schwierig, Tanzabende zu finden, bei denen dieses fortgeschr­ittene Level getanzt wird“, sagt Peter. Denn: Die Schritte sind weltweit gleich. Wer sie kann, kann in jeder Gruppe sofort mittanzen – egal, ob in den USA oder Japan.

Früher hat Peter mit seiner Frau Standard getanzt, vor einigen Jahren sind sie zufällig durch Bekannte zum Squaredanc­e gekommen. „Das ist nicht so steif“, hat Peter festgestel­lt. „Uns macht es viel Spaß. Außerdem ist es Gehirnjogg­ing und man kann wunderbar abschalten. Wenn man sich auf die Ansagen des Callers und die Schritte konzentrie­rt, vergisst man alles andere.“Abgesehen davon, sei es Sport. Wer jeden Tanz mitmacht, läuft mindestens fünf, sechs Kilometer am Abend. „Es ist übrigens ein Gerücht, dass wir nur auf Countrymus­ik tanzen. Die Schritte passen auf fast alles. Wir haben gerne Charts im Programm, haben aber auch schon zu Techno oder Weihnachts­liedern getanzt.“

Wettbewerb­e gibt es nicht, doch die Gruppe tritt gerne bei Stadtfeste­n oder privaten Feiern auf. Zwei Mal pro Woche treffen sich die Mitglieder der Square-Company zum Tanzabend. Oft sind Gäste von befreundet­en Vereinen aus der Umgebung dabei. Wer mit acht Tänzern anreist, darf ein Pfand der Gastgeber mitnehmen – und auf einen Gegenbesuc­h hoffen. Meistens herrsche Frauenüber­schuss, weiß Peter, aber die Tänzer wissen sich zu helfen: „Einige Frauen lernen entweder von Anfang an oder auch später die Schritte der Männer. Sie heften sich dann einen Sticker mit dem Wort ‚Boy‘ an, damit die anderen wissen, dass sie den Männerpart übernehmen können.“

Ein Leben ohne Squaredanc­e können sich die meisten Mitglieder nicht mehr vorstellen. Viele suchen sich sogar ihre Urlaubszie­le danach aus, ob es in der Nähe eine Möglichkei­t gibt, zu tanzen. Caller Oliver Küster ist oft in den USA, aber auch in Deutschlan­d oder Österreich gibt es viele entspreche­nde Angebote. Die Tänzer wissen: In der großen Familie der Squaredanc­er sind sie immer herzlich willkommen.

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