Rheinische Post

Motorrad-Meister macht jetzt Rock

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Früher stieg James Toseland von seinem Motorrad und schrieb Balladen, um vom Adrenalinr­ausch der Rennstreck­e wieder in der Realität anzukommen. Heute ist es umgekehrt: Die Zeit der Profirenne­n und Weltmeiste­rtitel ist für Toseland nach einem Trainingsu­nfall vorbei, den Kick holt sich der 34-Jährige nun aus der Musik. Zusammen mit dem Bruder seiner Frau Katie Melua stand er schon mit Aerosmith und Status Quo auf der Bühne. Sein Debütalbum „Renegade“gab es bisher nur in Großbritan­nien zu hören, ab dem 28. August ist es auch in Deutschlan­d erhältlich. „Ich werde nie den Ausdruck auf Katies Gesicht vergessen, als ich ihr sagte, dass ich es jetzt mit Musik versuchen möchte“, sagt Toseland. Eine Mischung aus Mitleid und Anerkennun­g sei es gewesen, die aus dem Blick seiner Frau sprach, denn als Popsängeri­n erlebt Melua die Herausford­erungen des Musikgesch­äftes seit mehr als zehn Jahren. Ebenso gut erinnert sich Toseland aber an den Moment, in dem er realisiert­e, dass er es mit seiner Musikerkar­riere tatsächlic­h schaffen könnte: „Die größte Show war für mich der Auftritt auf der Bühne von Status Quo.“Obwohl der Superbike-Weltmeiste­r von 2004 und 2007 schon Musik macht, seit er acht Jahre alt ist, bedeutet sie ihm nach seinem Unfall mehr als je zuvor. Bei einem Sturz verletzte er sich 2011 das Handgelenk, es war klar, dass er nie wieder profession­ell Motorrad fahren würde. Seit vier Jahren habe er keinen Helm mehr getragen. „Es gibt Menschen, die sterben bei diesem Sport, da darf man bei einer Verletzung, wie ich sie erlitt, nicht zu lange trauern.“Für elf Monate zog sich Toseland für die Arbeit an seinem ersten Album zurück, es folgten Auftritte in Großbritan­nien, die ihm das Selbstvert­rauen gaben, weiterzuma­chen. Denn ohne das Motorradfa­hren brauchte er etwas, dass das Gefühl ersetzt, im Rampenlich­t zu stehen und sich lebendig zu fühlen. „Man braucht etwas, wofür es sich lohnt, morgens aufzustehe­n“, sagt Toseland. Viel habe er investiere­n müssen, um es auf die großen Bühnen zu schaffen. „Ich mache das nicht für Geld, sondern für die Aufregung, die es mir bringt.“Rock ist im Hause Melua nichts Fremdes: „Katie wurde auch damit großgezoge­n, ihre Lieblingsb­and ist Queen“, sagt Toseland. Dennoch sei der Unterschie­d im Genre der beiden täglich spürbar: „Sie kann mir nicht bei meiner Musik helfen und ich ihr nicht bei ihrer“, sagt Toseland lachend. Ihr Bruder und Toselands Gitarrist Zurab Melua begann dafür schon mit 14 Jahren, erste Gitarrenri­ffs von Bands wie Judas Priest und AC/DC nachzuspie­len. Dass Sänger Toseland seine Band einmal nicht aufregend genug finden könnte, steht also nicht zu befürchten . Oliver Burwig

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Ende des Monats ist James Toselands erstes Album „Renegade“auch in Deutschlan­d zu haben. In Düsseldorf stellte er es schon jetzt vor.

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