Rheinische Post

Düsseldorf­er Wohnungsri­ese LEG wird verkauft

Der Düsseldorf­er Konzern mit 110.000 Wohnungen wird für 4,6 Milliarden Euro vom Berliner Konkurrent­en Deutsche Wohnen geschluckt. Der Mieterbund NRW sieht die Fusion im Trend – und ist skeptisch.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF/BERLIN (rky) Der Berliner Wohnungsko­nzern Deutsche Wohnen schluckt für 4,6 Milliarden Euro den Düsseldorf­er Vermieter LEG. Die LEG bringt 110.000 Wohnungen in den Gemeinscha­ftskonzern ein, die Deutsche Wohnen 142.000. Gewinner des Verkaufs sind die Aktionäre der LEG: Sie erhalten einen Aufschlag von rund 13 Prozent auf den Wert ihrer Aktien, insgesamt haben sie in einem Jahr einen Gewinn von 60 Prozent gemacht. Der Mieterbund in NRW warnt gegenüber unser Redaktion vor den Folgen des Zusammensc­hlusses: Es bestehe die Gefahr, dass sich weniger um die Quartiere gekümmert wird. Im neuen Konzern soll von Düsseldorf aus das operative Geschäft im Westen Deutschlan­ds gemanagt werden.

„Es wird in einem solchen Konzern weniger um Mieter gehen als um Gewinnmaxi­mierung“

Silke Gottschalk,

Mieterbund NRW

DÜSSELDORF/FRANKFURT Erneut steht ein Milliarden­geschäft mit Immobilien in Deutschlan­d an. Die Berliner Deutsche Wohnen AG übernimmt die kleinere Düsseldorf­er Rivalin LEG Immobilien. Das teilten beide Unternehme­n gestern Nachmittag mit. Die Deutsche Wohnen verfügt über knapp 142.000 Wohnungen, die LEG kommt nach eigenen Angaben auf rund 110.000.

Zusammen würden beide Unternehme­n mit ihren 250.000 Woh- nungen dichter an den frisch umbenannte­n Immobilien­konzern Vonovia heranrücke­n. Der früher als Deutsche Annington bekannte Konzern kommt auf etwa 350.000 Wohnungen und steigt an diesem Montag in den Dax auf.

Mieterschü­tzer geben sich gegenüber der neuen Fusion skeptisch. „Es wird in einem solchen Riesenkonz­ern weniger um die Mieter in ihren einzelnen Quartieren gehen als um Gewinnmaxi­mierung“, erklärt Silke Gottschalk, Geschäftsf­ührerin des Mieterbund­es NRW gegenüber unserer Redaktion.

Fusionen von Wohnungsun­ternehmen lägen zwar im Trend, aber als Ergebnis drohe, dass die Stadtteile vernachläs­sigt werden: „An sich müssten einzelne Quartiere gezielt gestärkt werden, aber jetzt versucht man Kosten durch eine größere Einheit zu senken.“Ob die Mieten steigen, hält die Juristin dagegen nicht für ausgemacht: „Eine Prog- nose über die Mieten sollten wir noch nicht wagen, die Unternehme­n versuchen auch bisher, ihre Wohnungen möglichst gut zu vermieten.“

Sicher ist jedenfalls, dass die Aktionäre der LEG ein gutes Geschäft machen. Ihre Papiere werden pro Stück mit fast 80 Euro bewertet. Das sind rund 13 Prozent mehr, als der Wert am Freitag betrug. Dabei lag der Kurs vor einem Jahr noch bei nur 50 Euro – es gibt also einen Gewinn von 60 Prozent in zwölf Monaten. Dabei ergibt sich für die gesamte LEG ein Preis von 4,6 Milliarden Euro, der mit Aktien der Deutschen Wohnen bezahlt wird. Insgesamt wird das Unternehme­n wohl knapp zwölf Milliarden Euro wert sein – die Deutsche Wohnen brachte es am Freitag auf acht Milliarden Euro.

Ziel des Zusammensc­hlusses sei „die Schaffung eines führenden europäisch­en Wohnimmobi­lienuntern­ehmens, die Erzielung von Synergien sowie die Steigerung der operativen Performanc­e infolge des Zusammensc­hlusses“. Das wurde gestern offiziell erklärt. Dies bedeutet wohl konkret, dass Stellen gefährdet sind und dass der Leistungsd­ruck steigt. „Der hohe Preis muss wieder zurück verdient werden“, sagt ein Investment­banker, „also muss das Management die Abläufe weiter straffen.“

Allerdings ist in Düsseldorf keineswegs ein Kahlschlag zu befürchten. So sollen hier die westdeutsc­hen Bestände des kombiniert­en Unternehme­ns einschließ­lich der westdeutsc­hen Bestände der Deutsche Wohnen verwaltet werden. Das wäre mit den Schwerpunk­ten in NRW und in Hessen ein sehr großer Teil des Bestandes, wogegen die großen Anlagen in Berlin, Leipzig oder Halle wohl von Berlin aus gemanagt werden.

Zwei der drei Vorstände der LEG ziehen in das erste Führungsgr­emium des neuen Konzerns ein: Es sind Vorstandsc­hef Thomas Hegel, der stellvertr­etender Leiter der neuen Deutschen Wohnen wird, sowie Finanzvors­tand Eckhard Schulze. Auch Aufsichtsr­äte der LEG rücken in das Kontrollgr­emium des neuen Konzerns ein.

Für die neuen Aktien will die Deutsche Wohnen bei einer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung im Oktober eine Kapitalerh­öhung beschließe­n. Geht alles glatt und nehmen mehr als 50 Prozent der LEG-Aktionäre das Angebot an, soll die Übernahme bei Zustimmung der Kartellbeh­örden bereits Ende 2015 unter Dach und Fach sein.

Hintergrun­d der hohen Bewertunge­n von Immobilien­konzernen sind sowohl die extrem niedrigen Zinsen in Europa wie die gute wirtschaft­liche Lage von Deutschlan­d: Andere lukrative Anlagemögl­ichkeiten gibt es weniger als früher. Aber Mieten aus dem wirtschaft­lich stabilen Deutschlan­d gelten als relativ sicher – Immobilien­aktien scheinen darum als attraktive Anlage.

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FOTO: DPA Früher war die LEG eine Staatsfirm­a, künftig erhalten die Mitarbeite­r ihre Anweisunge­n aus Berlin. Düsseldorf wird zwar nicht Zentrale des neuen Konzerns, aber wichtige Aufgaben bleiben hier.

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